Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Tarifabschlüsse bei NDR und SWR

Warnstreik beim MDR in Erfurt
Foto: ver.di

Die Gehalts- und Honorar-Tarifverhandlungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führten in den Sommermonaten im NDR und im SWR zu Tarifabschlüssen. Die Verhandlungen bei MDR, WDR, SR und BR dauern an. Gefordert werden Erhöhungen der Gehälter und Honorare in einem Gesamtvolumen von 5,5 Prozent zuzüglich einer sozialen Komponente und struktureller Verbesserungen.

Warnstreiks begleiteten die Tarifauseinandersetzung beim NDR und blieben offenbar nicht ohne Wirkung. Die Gehälter der Angestellten werden nunmehr ab April 2017 um 2,2 Prozent erhöht, mindestens aber um 75 Euro. Im April 2018 folgt eine weiterer Aufschlag um 2,35 Prozent. Auch Familienzuschläge und Urlaubsgeld werden erhöht. Für die Auszubildenden werden die Vergütungen ab April 2017 und ab April 2018 jeweils um 50 Euro angehoben. Dazu kommt ein weiterer Urlaubstag. Die Vergütungen für freie Mitarbeiter_innen steigen ab Oktober 2017 um 4,54 Prozent. Die Tarifverträge laufen bis Ende März 2019. Bei den Renten geht es ab April 2017 um 1,37 Prozent und ab April 2018 um 1,35 Prozent aufwärts.

Beim SWR konnte in der fünften Runde ebenfalls mehr Geld vereinbart werden: 2,2 Prozent ab April 2017 und 2,35 Prozent ab April 2018. Diese linearen Erhöhungen gelten für die Gehälter der Festen ebenso wie für die Effektivhonorare und die jährliche Einmalzahlung für Freie sowie den Familienzuschlag. Die Auszubildenden erhalten in diesem und im nächsten Jahr jeweils 35 Euro mehr. Besonders erfreulich, so die Einschätzung der Verhandlungskommission: „Nachdem wir viele Jahre die Übernahme von Azubis vergeblich gefordert hatten, garantiert der SWR nun allen Azubis und dualen Student_innen mindestens ein Qualifikationsjahr, den Volontär_innen eine Rahmenvereinbarung und bekräftigt seine Absicht, sie dauerhaft zu beschäftigen.“

Der WDR befindet sich vor der fünften Verhandlungsrunde. Das bisherige „Angebot“ der Arbeitgeberseite, liegt noch immer unter den Abschlüssen in anderen Sendeanstalten und des Öffentlichen Dienstes. Unmittelbar vor der vierten Verhandlung am 22. August demonstrierten etwa 250 Beschäftigte des WDR, des Beitragsservice und der WDR Mediagroup vor dem Vierscheiben-Haus in Köln für ihre Tarifforderungen. Voraussichtlich am 22. September will man erneut zusammentreffen. Auch im SR liegt die Geschäftsleitung mit ihrer Offerte trotz Nachbesserung noch weit unter dem Abschluss von NDR und SWR. Am 20. September geht es weiter. Beim BR ist der 28. September als nächster Verhandlungstag avisiert. Im August waren die Tarifparteien des MDR ergebnislos auseinandergegangen. Mit Warnstreiks in den Landesfunkhäusern Erfurt, Dresden und Magdeburg forderten am 1. September etwa 150 Beschäftigte des MDR ein verbessertes Arbeitgeberangebot für die nächste Verhandlung am 4. September ein.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Hartes Brot: Freie im Journalismus

Freie Journalist*innen oder Redakteur*innen haben es häufig nicht leicht: Sie werden oft schlecht bezahlt, nicht auf Augenhöhe behandelt, Mails und Anrufe werden zuweilen ignoriert, sie warten auf Rückmeldungen zu Themenangeboten, Redaktionen sind in manchen Fällen für sie nicht zu erreichen. So geht es vielen Freien, egal, welches Medium.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »