Outsourcing bei Radio Bremen

BREMEN. Radio Bremen (RB) will die Fernseh- und Hörfunkproduktion auslagern und damit etwa ein Drittel seiner Stellen abbauen. Ein so weit gehendes Outsourcing wäre „einsamer ARD-Rekord“, rügte der RB-Personalrat auf einer Pressekonferenz.

Inez Kühn von ver.di sprach von „Zerschlagung und Demontage“ des Senders. Im Gespräch ist die bayerische „Bavaria Film“ als Mehrheitseignerin der künftigen Gesellschaft. Radio Bremen würde sich mit nur 49 Prozent beteiligen. Laut Personalrat sollen bis zu 140 RB-Beschäftigte zur neuen Tochter wechseln. Die Mitarbeiter bekämen dort zwar das gleiche Gehalt wie bisher, doch würde ihr Kündigungsschutz reduziert.

Personalratschef Bernd Graul fürchtet, dass der Sender durch die Auslagerung seine „Eigenproduktionsfähigkeit“ verliert – „einen der Grundpfeiler der Unabhängigkeit“. Inez Kühn hält die Pläne deshalb sogar für „verfassungsrechtlich bedenklich“. Falls sich die Ausgliederung nicht verhindern lasse, so Kühn, dann müsste der Sender zumindest Alleineigentümer sein, wie es der MDR beim Outsourcing praktiziere.

RB-Intendant Heinz Glässgen wetterte anschließend gegen die „Querschläge“ und drohte dem Personalrat dafür „massive negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit“ an. Zuvor hatten bereits leitende RB-Angestellte die Pressekonferenz des Personalrats überwacht.

stg.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Weimer, ein konservativer Kulturkämpfer

Der neue Staatsminister und Bundesbeauftragter für Kultur und Medien Wolfram Weimer gilt politisch als Vertreter des liberal-konservativen Spektrums. Als ausgewiesener Kenner der Kulturpolitik war er bis zu seiner überraschenden Berufung im Mai nicht aufgefallen. Dagegen kann er aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen als Chefredakteur diverser Blätter (Welt, Cicero, Focus) sowie als Verleger des Magazins The European im Medienbereich eine beachtliche Expertise vorweisen.
mehr »

Pressegesellschaft schafft neues Monopol

Mit großen Bedenken und scharfer Kritik reagieren Gewerkschaften auf die Übernahme der Medienholding Süd durch die Neue Pressegesellschaft (NPG) mit Sitz in Ulm. Alle Stuttgarter Zeitungstitel, Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten sowie weitere traditionelle Regionalblätter aus Baden-Württemberg wie die Eßlinger Zeitung und der Schwarzwälder Bote werden künftig unter dem Dach der NPG, zu der auch die Südwest Presse, die Märkische Oderzeitung und die Lausitzer Rundschau gehören, weitergeführt.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »

dju: Kritik an Anti-SLAPP-Entwurf

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert Nachbesserungen am Referentenentwurf für ein Anti-SLAPP-Gesetz. Mit dem Gesetz soll das Problem der strategischen Einschüchterungsklagen gegen kritische Berichte von Journalist*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen eingedämmt werden. Die dju kritisiert die im Entwurf bestehenden juristischen Schlupflöcher.
mehr »