R-mediabase für kritische Fotografie

Gegenöffentlichkeit zur herrschenden Bilderwelt

Seit Jahren gilt die gesellschaftskritische Fotografie als tot. R-mediabase will deshalb der herrschenden, von Beliebigkeit, Werbung oder politischen Interessen dominierten Bilderwelt eine Gegenöffentlichkeit bieten. Damit sind Fotos gemeint, die in den Massenmedien normalerweise nicht vorkommen. R-mediabase ist davon überzeugt, dass die herrschende Bildindustrie die Wirklichkeit manipuliert, ein Selbstbetrug an Gegenwart und Realität ist und die wirklichen Lebensumstände der Menschen ignoriert.

R-Mediabase Foto: r-mediabase
R-Mediabase
Foto: r-mediabase

Schon vor dem Einzug der Digitalfotografie galten Fotojournalismus und Sozialdokumentarische Fotografie als mehr oder weniger tot und mussten der Lifestyle-Bilderwelt weichen, weil sie „schöner“ war als die Realität. In gewisser Weise wurde die kritische Fotografie gezwungen, sich zu prostituieren. Der Fotograf Nick Corbin spricht von einem Crossover zwischen Werbung und Fotojournalismus, und Magnum-Fotograf Philip Jones Griffiths weiß aus Erfahrung: „Die ganze Idee des Fotojournalimus besteht heute darin, alles zu trivialisieren, es so bunt wie möglich zu machen, um die Aufträge der Werbeindustrie zu bekommen.“
Kaum jemand hat die dominierende und meist belanglose Fotografie, wie man sie heutzutage bei pixelio oder anderswo findet, so grundlegend kritisiert wie der Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin. Nach ihm ist Fotografie „eine menschliche Produktivkraft, die, da in falsche Produktions- und Gesellschaftsverhältnisse geraten, seit ihren Anfängen bedauerlicherweise zum Mittel der Repression und Unterdrückung verkommt, statt zu einem entscheidenden Beitrag für die Durchsetzung eines konstruktiven Menschenbildes und humaner Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu werden.“

Solidarisch mit Menschen im Abseits

Die glorreiche Zeit sozialdokumentarischer, kritischer und zumeist linker Fotografie, aus der große Agenturen wie Life, Magnum oder die in Köln ansässige große deutsche Agentur laif entstanden sind, ist nach wie vor bedroht. Mit der Dokumentation von Armut und Elend oder normalen Lebensbedingungen ist eben kein Geld zu verdienen.
Engagierte Fotografen weist eine Tatsache aus, die bis heute gilt: Oft solidarisierten sie sich mit den Menschen, die abseits lebten, wenn sie nicht selbst dazu gehörten. Einer dieser Engagierten seit den 1960er Jahren ist Günter Zint mit seiner Agentur Panfoto. „Mit dem Auslöser drückte er immer auf die offenen Wunden einer Gesellschaft. Fotos von prügelnden Polizisten, Steine werfenden Demonstranten, Panzerwagen in Brokdorf, Wackersdorf oder in der Hamburger Hafenstraße sind in seinem Archiv zu Tausenden“, schrieb die Bremervörder Zeitung über ihn.
Den Entwicklungen zum Trotz bedarf die Sozialdokumentarische Fotografie dringend der Wiederbelebung. Das will R-mediabase leisten. Das in Deutschland einzigartige Forum wird gefüllt durch engagierte Fotografinnen und Fotografen, Bürgerreporter und Aktive aus der Arbeiterfotografen-Bewegung. Presseorgane, Institutionen und Privatleute erhalten die Möglichkeit, auf einen Pool mit qualitativ wachsenden Ansprüchen zurückgreifen zu können. Inhaltlich handelt es sich um Fotos aus den Bereichen der Friedensarbeit, Integration, Erwerbslosigkeit, des Faschismus, der Arbeitskämpfe, politischen Proteste, des allgemeinen Lebens oder der Stadtgestaltung. Aber auch Themen aus Europa und der Welt. Aus der geplanten europäischen Vernetzung ergab sich auch der Name des Verbandes, der mit einem großen, roten „R“ beginnt. „R“ steht für rot, rouge, rosso, rojo – ein Wort, das in vielen Europäischen Ländern mit demselben Buchstaben beginnt. Finanziell „gestemmt“ wurde das Projekt aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, beispielsweise der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.

Fördermitglieder gesucht

Und wer keine Lust an Vereinsmeierei am Sitz des Vereins in Köln hat, kann auch aktiv als Fördermitglied zum Beispiel in Erfurt, Berlin, Kiel oder München mitmachen. „Wichtig ist uns, es machen Fotobegeisterte in vielen wichtigen Städten mit und haben Interesse an der Sache. Dabei steht nicht die Menge im Vordergrund. Wir wollen auf unserem Weg vor allem Qualität sicherstellen“, sagt einer der Ideengeber.
Mit 20.000 Postkarten und 300 Plakaten unter dem Titel „Es geht wieder aufwärts…“ für den Landeserwerbslosenausschuss von ver.di NRW und den ver.di-Bundeskongress ging man an den Start und kritisch ins Gericht mit der Medienwelt, die die jahrelange Vermögensumverteilung von unten nach oben lange ignoriert hat – eben als Gegenöffentlichkeit zur bürgerlichen Scheinwelt.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gutes Ergebnis für die VG Wort

Im Jahr 2024 hat die VG Wort 165,64 Millionen Euro aus Urheberrechten eingenommen. Im Vorjahr waren es 166,88 Millionen Euro. Aus dem Geschäftsbericht der VG Wort geht hervor, dass weiterhin die Geräte-, und Speichermedienvergütung der wichtigste Einnahmebereich ist. Die Vergütung für Vervielfältigung von Textwerken (Kopiergerätevergütung) ist aber von 72,62 Millionen Euro im Jahr 2023 auf nun 65,38 Millionen Euro gesunken. Die Kopier-Betreibervergütung sank von 4,35 auf 3,78 Millionen Euro.
mehr »

Hartes Brot: Freie im Journalismus

Freie Journalist*innen oder Redakteur*innen haben es häufig nicht leicht: Sie werden oft schlecht bezahlt, nicht auf Augenhöhe behandelt, Mails und Anrufe werden zuweilen ignoriert, sie warten auf Rückmeldungen zu Themenangeboten, Redaktionen sind in manchen Fällen für sie nicht zu erreichen. So geht es vielen Freien, egal, welches Medium.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »