Skandal bei den Yorck Kinos in Berlin

ver.di Warnstreik der Yorck-Kino-Beschäftigten am Potsdamer Platz während der Berlinale 2023 in Berlin. Foto: Christian von Polentz

ver.di streikt aktuell für höhere Löhne in den elf Yorck-Kinos in Berlin. Am 4. März gab es den sechsten Warnstreik in der Hauptstadt und heute wird erneut gestreikt. Doch der Arbeitgeber Yorck Kino GmbH kämpft mit harten Bandagen gegen Streikende und Gewerkschaftsmitglieder. Die Verträge von aktiven Gewerkschafter*innen, die sich an den Streiks beteiligten, sollen nicht verlängert werden. Gleichzeitig werden neue Beschäftigte eingestellt.

ver.di fordert einen Mindestlohn von 13 Euro pro Stunde für die Beschäftigten und ein Ende der Massenbefristungen. Der Arbeitgeber befristet über 45 Prozent der Arbeitnehmer*innen, obwohl er sich an den Tarifvertrag mit einer Befristungsquote von maximal 10 Prozent halten muss. Diese illegalen Befristungen laufen nun aus und viele Beschäftigte würden damit ihren Job verlieren.

Während der vergangenen Warnstreiks seien Streikende von einem Angehörigen der Geschäftsführung und einzelnen Theaterleitern abfotografiert worden. „Diese Einschüchterungsversuche sind inakzeptabel und ein Angriff auf das Streikrecht und die Meinungsfreiheit“, heißt es in einer Pressemitteilung von ver.di Berlin-Brandenburg.

Der Arbeitgeber habe in den vergangenen Tagen acht aktiven Gewerkschafter*innen, davon drei in der ver.di-Verhandlungsgruppe im Betrieb, mitgeteilt, dass er ihren befristeten Vertrag nicht mehr verlängere. Parallel dazu versuche der Arbeitgeber, neue Beschäftigte in den Kinos einzustellen, obwohl der Betriebsrat allen externen Neueinstellungen widerspricht. „Das ist ein schwerer Schlag für alle Mitarbeitenden, die bereits seit Jahren für die Yorck Kino GmbH arbeiten und sich für ihre Arbeitsrechte einsetzen“, so ver.di. Die Belegschaft in dem Yorck-Kino Delphi LUX habe sich umgehend mit den Beschäftigten solidarisiert und eine Versammlung und Erklärung eingefordert.

ver.di-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann sagt: „Die Yorck Kino GmbH greift Streikende und ehrenamtliche Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an. Sie befristet illegal und ist nicht tariftreu. Die Gewerkschafter*innen sind weiter zu beschäftigten. Es ist ein Skandal, was die Yorck Kino GmbH macht. Wir fordern den Arbeitgeber auf, endlich die Tarifverträge einzuhalten und faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. Wir werden weiterkämpfen, bis wir unsere Ziele erreicht haben“.

ver.di ruft alle Unterstützerinnen und Unterstützer auf, sich solidarisch mit den Beschäftigten der Yorck Kino GmbH zu zeigen und den 7. Warnstreik zu unterstützen: „Nur durch gemeinsames Handeln können wir für gerechte Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung kämpfen.“ Die zentrale Streikkundgebung der Beschäftigten am 10. März findet am Filmtheater am Friedrichshain, Bötzowstraße 1-5, 10407 Berlin in der Zeit von 19:30 – 21:00 Uhr statt.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Filmtipp: Turmschatten

Hannu Salonens Verfilmung des Romans „Turmschatten“ ist ein famos fotografierter Hochspannungs-Thriller. Heiner Lauterbach spielt in der sechs-teiligen Serie den deutschen Juden und ehemaligen Mossad-Agenten Ephraim Zamir, der zwei Neonazis für den Tod seiner Adoptivtochter verantwortlich macht. Die Internetgemeinde soll über ihr Schicksal entscheiden. Er nennt sich „Vollstrecker“, weil er angeblich nur den Willen der Mehrheit ausführt, aber in Wirklichkeit ist Zamir Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.
mehr »

Der SWR-Staatsvertrag wird erneuert

Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Platz wollen den Südwestrundfunk künftig (SWR) moderner aufstellen. Dazu legten sie Anfang November einen Entwurf zur Novellierung des SWR-Staatsvertrags vor. Zentrale Änderungen betreffen die Organisationsstrukturen sowie die Aufsichtsgremien des SWR. Rundfunkrat und Verwaltungsrat sollen bei der Mitgliederzahl jeweils um rund 30 Prozent verkleinert werden. Der SWR soll noch stärker auf Regionalität ausgerichtet werden.
mehr »

Die Medienwende nach dem Mauerfall

35 Jahre nach dem Mauerfall bietet die Medienlandschaft im Osten Deutschlands ein zwiespältiges Bild. Nach wie vor verlieren die von westdeutschen Großverlagen kontrollierten ehemaligen DDR-Traditionstitel überdurchschnittlich an Auflage und Anzeigenvolumen. Der aufgelöste staatliche DDR-Rundfunk ist nach anfänglichem Hickhack erfolgreich in ARD und ZDF integriert. Gescheitert ist indes früh der Traum der Ex-Bürgerrechtler von einem „Dritten“ Medienweg.
mehr »

Kodex für mehr Respekt beim Film

Auf Initiative der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) und Allianz Deutscher Produzentinnen und Produzenten – Film, Fernsehen und Audiovisuelle Medien hat eine Gruppe aus Branchenvertreter*innen von Verbänden, TV-Sendern, Streamingdiensten, Förderern und unter Beteiligung der BKM, der Themis Vertrauensstelle e. V. und der BG ETEM nach über einem Jahr gemeinsamer Beratung heute den Respect Code Film (RCF) beschlossen.
mehr »