Streik bei den Berliner Yorck-Kinos

ver.di-Warnstreik bei den Yorck-Kinos in Berlin Foto: Christian von Polentz

Am ersten Novemberwochenende waren die 160 Beschäftigten der elf Berliner Yorck-Kinos von ver.di zum ersten Streik in der Unternehmensgeschichte aufgerufen. 65 Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen beteiligten sich an der Streikkundgebung vor dem Kino delphi Lux. Sie forderten spürbare Lohnerhöhungen, um die steigenden Lebenshaltungskosten in Berlin bewältigen zu können. Das Unternehmen sprach bei den Arbeitsniederlegungen von Samstagmittag bis Sonntagfrüh von „Einschränkungen im Betrieb“. 

Die Streikaktion sei ein „voller Erfolg“ geworden, resümierte Jörg Reichel, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär. Es habe ein geringeres Besucheraufkommen in den Yorck Kinos gegeben, zahlreiche Kinogäste vor Ort hätten ihre Karten zurückgegeben oder erst gar nicht gekauft. Zudem gehe ver.di von einem deutlich geringeren Gastronomieumsatz in allen elf Kinos aus – der entscheidenden Gewinnquelle eines Hauses.

In zwei Sondierungsgesprächen und zwei Tarifverhandlungen seit Juli 2022 hat die Arbeitgeberseite bisher kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn angeboten. Dabei sind die Kinounternehmen der Yorck Kino GmbH seit 2019 wieder in Tarifbindung. Die Geschäftsführung verweigert weitere Gespräche am Verhandlungstisch gegenüber ver.di. „ver.di erwartet vom Arbeitgeber eine Wertschätzung der Leistung der Beschäftigten und die Bereitschaft, ernsthaft zu verhandeln“, sagte Jörg Reichel. „Die Yorck Kinos haben die Corona-Krise überstanden. Nun startet die Branche durch und tolle Arthouse- und Mainstream-Filme warten auf das Publikum. Die Beschäftigten verlangen vom Arbeitgeber einen fairen Lohn der deutlich oberhalb des Mindestlohn liegt.“

Konkret fordert ver.di eine Bezahlung von mindestens 13 Euro pro Stunde für die 160 Kinobeschäftigten in der Einstiegsstufe, die Beibehaltung der Mehrtheaterzulagen für größere Kinos gemäß dem bestehenden Tarifvertrag (20 und 50 Cent, gestaffelt nach Sälen der Kinos), die Beibehaltung der Jahressonderleistung von 50 Cent (Weihnachtsgeld, bezogen auf den Stundenlohn) und die Beibehaltung der Lohnstruktur unter Anwendung der Betriebszugehörigkeitszulagen.

ver.di wird in den kommenden Wochen bis zur Berlinale 2023 zahlreiche Warnstreiks in den elf Filmtheatern durchführen. Die Yorck Kinos sind feste Spielstätte der Berlinale 2023. Das Kinounternehmen wurde im Jahr 2003 als „Europäischer Kinobetreiber des Jahres“ gewürdigt und ist regelmäßig Austragungsort der Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale). Das Unternehmen erhält zahlreiche öffentliche Förderungen vom Bund und dem Land Berlin. 

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