„Tagesspiegel“ bekommt Tarifvertrag

Steffen Grimberg (DJV), Jörg Reichel (ver.di), Gabriel Grabner und Ulrike Teschke (beide Tagesspiegel, v.l.) unterzeichnen den neuen Tarifabschluss in Berlin. Foto: Gabriele Senft

Einigung nach langen Verhandlungen: ver.di und der DJV haben heute den Tarifvertrag für den Berliner „Tagesspiegel“ unterschrieben. Damit verpflichtet sich das Medienhaus, ab dem 1. Januar 2023, die Mantel- und Gehaltstarifverträge für Redaktion und Verlag sowie den Tarifvertrag über die Altersversorgung für Redakteur*innen an Tageszeitungen anzuwenden. „Dass der Tagesspiegel sich für einen Tarifvertrag entschieden hat, ist ein wichtiger Schritt für die Arbeitsbedingungen der Medienbranche in Berlin“, sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär Jörg Reichel von ver.di.

Die Tarifverträge werden in den kommenden sieben Jahren nach und nach eingeführt. In dieser Zeit werden die Gehälter der Beschäftigten auf das Niveau der Flächentarifverträge Redaktion und Verlag angepasst. Abweichend vom Tarifvertrag wird eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden vereinbart, die meist schon heute in den Arbeitsverträgen gilt. Das Unternehmen leistet zudem an alle Beschäftigten die tarifliche Jahresleistung und Urlaubsgeld. Der Tarifvertrag kann von den Tarifvertragsparteien erstmals zum 1. Januar 2029 gekündigt werden.

Der Einigung gingen langwierige Verhandlungen voraus. Bereits im Juni 2021 hatten die Gewerkschaften die Tarifverhandlungen für die heute etwa 600 Beschäftigten aufgenommen. Weil die Gespräche zwischenzeitlich stockten, kam es im April dieses Jahres zu einem ganztägigen Warnstreik beim „Tagesspiegel“ – mit hoher Beteiligung. Am Folgetag erschien der „Tagesspiegel“ mit nur einer 16-seitigen Notausgabe.

Veränderungen gibt es auch an anderer Stelle beim „Tagesspiegel“: Ab dem 29. November soll die Tageszeitung in der neuen Tabloid-Größe und mit einem neuen Layout erscheinen. Geplant ist auch ein neues journalistisches Konzept: Das Blatt wird künftig in einen überregionalen und einen regionalen Teil aufgeteilt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »