Tarifabschluss für Filmschaffende

In der dritten Verhandlungsrunde zwischen ver.di und der Produzentenallianz ist für rund 10.000 Film- und Fernsehschaffende ein Tarifergebnis erreicht worden. Es sieht eine Erhöhung der Wochengagen von 45 Euro in zwei Stufen vor, insgesamt steigen die Gagen um effektiv 4 % über eine Laufzeit von zwei Jahren. Der Manteltarifvertrag gilt unverändert bis Ende 2013.


Der Gagentarif gilt für Filmschaffende, die im Drehteam und dabei meist wenige Wochen als Kamera- oder Tonleute, im Produktions- und Regiestab oder bei Szenen, Masken- oder Kostümbild bzw. in der Postproduktion als Filmeditoren an der Herstellung von Filmen fürs Kino und Fernsehen mitwirken. Filmschaffende haben durch die extreme Kurzzeitbeschäftigung von wenigen Wochen pro Film und wenigen Filmen im Jahr ein besonders hohes Beschäftigungsrisiko und müssen gleichzeitig als Spezialisten qualifiziert bleiben. Darüber hinaus müssen sie flexibel und oft kurzfristig für Projekte zur Verfügung stehen.
Im Detail wurde in der Tarifverhandlung vom 21.11. festgelegt, dass die Gagen ab Juli 2012 um Sockelbeträge von 35 Euro angehoben werden, ab Januar 2013 um weitere 10 Euro und zusätzlich um 2 Prozent. Nicht zufriedenstellend bleibe der steigende Druck auf Produzenten und Beschäftigte in der Filmwirtschaft. „Denn dieser Druck führt zu kürzeren Produktionszeiten unter verschärften Arbeitsbedingungen. Zudem drängt eine unangemessene Sozialgesetzgebung Filmschaffende zwischen Filmprojekten ins soziale Aus, weil ihren Beiträgen in die Arbeitslosenversicherung oftmals kein Anspruch auf ALG I folgt“, betonte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel.
„Die erzielte Vereinbarung gibt den Betrieben für zwei Jahre die notwendige Planungssicherheit“, sagte der Verhandlungsführer der Produzentenallianz, Christoph E. Palmer. Durch den um ein halbes Jahr verschobenen Zeitpunkt einer ersten Erhöhung könne den Auftraggebern der Film- und Fernsehproduktionsbetriebe der neue Tarifvertrag zudem noch vermittelt werden, so dass er in den entsprechenden Kalkulationen Berücksichtigung finden kann.
Für Schauspielerinnen und Schauspieler steht ver.di zusammen mit dem Schauspielverband BFFS in Verhandlungen mit der Produzentenallianz zu einem erstmaligen Tarifabschluss für Schauspielgagen.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Weimer, ein konservativer Kulturkämpfer

Der neue Staatsminister und Bundesbeauftragter für Kultur und Medien Wolfram Weimer gilt politisch als Vertreter des liberal-konservativen Spektrums. Als ausgewiesener Kenner der Kulturpolitik war er bis zu seiner überraschenden Berufung im Mai nicht aufgefallen. Dagegen kann er aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen als Chefredakteur diverser Blätter (Welt, Cicero, Focus) sowie als Verleger des Magazins The European im Medienbereich eine beachtliche Expertise vorweisen.
mehr »

Rechte Gratiszeitungen machen Meinung

In Ostdeutschland verbreiten kostenlose Anzeigenblätter zunehmend rechte Narrative – etwa der Hauke-Verlag in Brandenburg. Unter dem Deckmantel von Lokaljournalismus mischen sich Werbung, Verschwörungserzählungen und AfD-Propaganda. Möglich wird das auch wegen der Krise des Lokaljournalismus: Wo es kaum noch Medienvielfalt gibt, füllen rechte Angebote die Lücken.
mehr »

dju: Kritik an Anti-SLAPP-Entwurf

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert Nachbesserungen am Referentenentwurf für ein Anti-SLAPP-Gesetz. Mit dem Gesetz soll das Problem der strategischen Einschüchterungsklagen gegen kritische Berichte von Journalist*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen eingedämmt werden. Die dju kritisiert die im Entwurf bestehenden juristischen Schlupflöcher.
mehr »

Palantir nicht mit EU-Recht vereinbar

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di hält den Einsatz der Analysesoftware Palantir durch die Polizei für nicht mit EU-Recht vereinbar. Hintergrund ist die Ankündigung von Innenminister Dobrindt, einen flächendeckenden Einsatz von Palantir prüfen zu lassen. Baden-Württemberg hat als inzwischen viertes Bundesland den Weg zum Einsatz der Analysesoftware durch seine Landespolizei freigemacht.
mehr »