RBB setzt erneut Freie unter Druck

Am 27. Oktober wurden die Tarifverhandlungen zur Arbeitszeit im RBB unterbrochen. Die Verhandlungskommission der Gewerkschaften war nicht bereit, den Umgang der Geschäftsleitung mit den Freien zum Thema Honorarbedingungen für Urheber und Mitwirkende zu akzeptieren.

Der Hintergrund: Der RBB lehnt es ab, die Rechte von Urhebern und Mitwirkenden tarifvertraglich zu regeln. Stattdessen will der Sender Bedingungen diktieren, die deutlich schlechter sind als bei den anderen ARD-Anstalten sowie Deutschlandfunk und Deutschlandradio. Unter anderem will der RBB für die Online-Nutzung von Beiträgen nur 2,5 Prozent Honorarzuschlag für eine Nutzung nach Ablauf von sieben Tagen zahlen. Die tarifvertraglich geregelten Bedingungen sehen hingegen eine zusätzliche Vergütung von 4,5 Prozent nach Ablauf des auf die Sendung folgenden Tages vor. Der Clou: Da der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vorsieht, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre sendungsbezogenen Inhalte zunächst nur sieben Tage ins Netz stellen dürfen, müsste der RBB in vielen Fällen gar nichts bezahlen. Wiederholungsvergütungen in anderen Programmen des RBB will der Sender erst für Wiederholungen vier Wochen nach der Erstnutzung zahlen. Beim WDR fallen diese Vergütungen bereits nach einem Tag an.
Den freien Kolleginnen und Kollegen wurde eine ultimative Aufforderung zugestellt, die neuen Honorarbedingungen bis zum 7. November zu unterschreiben. Andernfalls würden sie ab 1. Januar keine Aufträge mehr bekommen. Betroffen wären freie Autoren, Reporter, Kameraleute, Cutter, Grafiker, Komponisten, Regisseure, Moderatoren sowie alle Mitwirkenden an Produktionen.
rbbpro, die Freienvertretung im Sender, und die  Verhandlungskommission der Gewerkschaften lehnen das Ultimatum der Geschäftsleitung ab. Sie fordern stattdessen die unverzügliche Aufnahme von Tarifvertragsverhandlungen. In mehreren Versammlungen wurden gemeinsame Aktionen beschlossen. Marika Kavouras, eine Sprecherin von rbbpro: „Wir sammeln unsererseits Unterschriften gegen die Honorarrichtlinien.“ Nach ihrer Einschätzung (kurz vor Redaktionsschluss) scheint es gute Rückläufe aus dem ganzen Sender zu geben. Die Intendanz sei ziemlich unter Druck geraten, habe aber bisher keine wirklichen Zugeständnisse gemacht. „Die halten sich eher bedeckt und warten ab, wie viele Leute gegen die Richtlinien unterschreiben“, so Kavouras. Erfreulicherweise hätten sich auch viele Festangestellte mit den Freien solidarisiert.

Weitere aktuelle Beiträge

KI macht Druck auf Suchmaschinen

Die Künstliche Intelligenz frisst den Traffic: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) meldet massive Einbrüche bei der Suchmaschinen-Nutzung aufgrund von Chatbots bei Google oder ChatGBT. Weil viele Nutzer*innen sich mit den Zusammenfassungen von KI zufrieden geben, klicken sie nicht mehr weiter zu den Websites, von denen die Informationen bezogen werden.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

ARD schützt ihre Inhalte vor KI

Die ARD hat ihren Umgang mit Anbietern von KI geändert. Seit Ende Mai dürfen Unternehmen wie etwa Open AI, Perplexity oder Google (Gemini) Inhalte aus den Online-Angeboten der ARD nicht mehr nutzen, um damit ihre KI-Systeme zu trainieren. Das bestätigte der Senderverbund auf Nachfrage. Die ARD hat nun in ihre Webseiten einen sogenannten maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt technisch eingebaut. Damit wird KI-Crawlern signalisiert, dass sie die Inhalte dieser Angebote nicht verwenden dürfen.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »