Regierungskritische Artikel unerwünscht

Aktion für Bonaventure Bizumuremyi, Ruanda

Die Forderung der Eindringlinge war kurz und knapp. Bonaventure Bizumuremyi solle gefälligst seine kritische Berichterstattung über die ruandische Regierung zügeln. Seine 14-tägig herausgegebene Zeitung „Umuco“ sei ihnen schon länger ein Dorn im Auge, gaben die vier bewaffneten Männer zu verstehen. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, zerstörten sie das Mobiliar des Journalisten und verschwanden.

Bonaventure Bizumuremyi wurde am 15. Januar morgens um drei Uhr nicht zum ersten Mal Opfer von Einschüchterungsversuchen und Drangsalierungen. Seit September vergangenen Jahres haben ihn Sicherheitskräfte schon mehrfach verhört und festgenommen. Der Herausgeber von „Umuco“ ist ein scharfer Kritiker der Regierungspartei „Ruandische Patriotische Front“ (RPF). Wenige Tage vor dem nächtlichen Besuch hatte Bizumuremyi eine Grundsatzkritik an den Machthabern des ostafrikanischen Landes veröffentlicht. Die RPF regiere das Land schlecht und kontrolliere die Justiz. Außerdem wurde die Partei in dem Artikel mit Korruption und Schutzgelderpressungen in Verbindung gebracht.
Die Regierung in Kigali übt seit langem eine strenge Kontrolle über die Medien des Landes aus. Immer wieder werden willkürliche Festnahmen und systematische Einschüchterungsversuche bekannt. Viele unabhängige Journalisten haben daraufhin Ruanda aus Angst verlassen.
Was können Sie tun?
Schreiben Sie an den ruandischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, dafür Sorge zu tragen, dass Bonaventure Bizumuremyi und alle anderen unabhängigen Journalisten des Landes ungefährdet ihrer Arbeit nachgehen können. Dringen Sie darauf, dass der Überfall auf Bizumuremyis Haus untersucht wird und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie auf Französisch,
Englisch oder Deutsch an:
Paul Kagame
Président de la République
PO Box 15
Kigali
Telefax: 00 250 – 584 390

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Kanzlei der Botschaft der Republik Ruanda
S.E. Herrn Eugène Richard Gasana
Jägerstraße 67-69
10117 Berlin
Telefax: (030) 209 16 59 59
E-Mail: info@rwanda-botschaft.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Spanien: Als Terrorist beschuldigt

Der katalanische Investigativjournalist Jesús Rodríguez hat Spanien verlassen, um ins Exil in die Schweiz zu gehen. Ihm wird von Ermittlungsrichter Manuel García-Castellón die Unterstützung terroristischer Akte vorgeworfen. Die Schweiz sieht im Vorgehen der spanischen Justiz gegen den Katalanen einen „politischen Charakter“.
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »

RSF: Vertrauen Sie der freien Presse!

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wählt in diesem Jahr ein neues Staatsoberhaupt oder eine neue Regierung, Regional- oder Kommunalpolitiker. Gleichzeitig begeht die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen (RSF) ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug für die Kampagne „Erste Worte“. Unterschiedliche Menschen hören Auszüge aus den Antrittsreden ihrer Präsidenten: Wladimir Putin aus dem Jahr 2000, Nicolás Maduro aus dem Jahr 2013 und Recep Tayyip Erdogan 2014.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »