Feiger Mord

Anna Politkowskaja – das „Gewissen Russlands“

„Presse- und Meinungsfreiheit in Russland befinden sich im Ausnahmezustand. Die Auseinandersetzung nimmt blutige Formen an – wie der Mord an Anna Politkowskaja eindringlich und erschütternd zeigt“, heißt es in einer dju-Pressemitteilung. Die dju fordert wie viele andere auch die schnelle Aufklärung der Tat und der Rolle ihrer Hintermänner.

Beim Petersburger Dialog wies auch Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Zusam­menhang dieses „abscheuli­chen und gänzlich unakzep­tablen Verbrechens“ mit der Pressefreiheit in Russland hin. Präsident Wladimir Putin versprach vor internationalen Kameras alles zur Aufklärung zu tun. Die Rolle Politkowskajas, spielte er jedoch herunter: Ihr Einfluss in Russland sei „unbedeutend“ gewesen.

Freunde und demokratische Anhänger sehen sie dagegen als die bekannteste Journalistin des Landes, das „Gewissen Russlands“, das nunmehr ebenso tot sei wie der unabhängige Journalismus. Anna Politkowskaja beschreibt in ihrem Buch „In Putins Russland“ (2005) den „mächtigen Apparat des Geheimdienstes, dem Putin entstammt; die unerträglich brutalen und korrupten Verhältnisse in der Armee und in einer käuflichen Justiz; die Oligarchen-Mafia in der Indus­trie; das bestechliche Geflecht aus Nomenklatura und Zentralverwaltung; die zunehmende Rechtlosigkeit von ganzen Bevölkerungsgruppen und den neuen russischen Rassismus.“ Das Buch ist bisher nur im Ausland zu haben. Die Autorin entging in den vergangenen Jahren nur knapp einen Anschlag, wurde vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB verhört und erhielt mehrfach Morddrohungen. Die russische Journalisten-Union zählte bisher 261 ermordete Journalisten im Land, davon waren fast die Hälfte für investigativen Journalismus mit der „Goldenen Feder Russlands“ ausgezeichnet worden, darunter Anna Politkowskaja. All das spricht für sich und gegen die Glaubwürdigkeit Putins.

   wen

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Gutes Ergebnis für die VG Wort

Im Jahr 2024 hat die VG Wort 165,64 Millionen Euro aus Urheberrechten eingenommen. Im Vorjahr waren es 166,88 Millionen Euro. Aus dem Geschäftsbericht der VG Wort geht hervor, dass weiterhin die Geräte-, und Speichermedienvergütung der wichtigste Einnahmebereich ist. Die Vergütung für Vervielfältigung von Textwerken (Kopiergerätevergütung) ist aber von 72,62 Millionen Euro im Jahr 2023 auf nun 65,38 Millionen Euro gesunken. Die Kopier-Betreibervergütung sank von 4,35 auf 3,78 Millionen Euro.
mehr »

dju: Mehr Schutz für Journalist*innen

Anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit am 3. Mai fordert die Deutsche Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in ver.di von Arbeitgeber*innen und Auftraggeber*innen in Rundfunk und Verlagen, den Schutz angestellter und freier Medienschaffender zu verbessern.
mehr »