Gewerkschaften legen Kompromißvorschläge für die Internet-Urheberrechtsregelung vor

11. Runde Manteltarifverhandlungen für Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften

Die Verhandlungen über einen neuen Manteltarifvertrag für die rund 7000 Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften blieben auch in der elften Verhandlungsrunde am 17./18. März in Hamburg ohne Ergebnis. Trotz deutlichen Entgegenkommens der Gewerkschaften bei der strittigen Urheberrechtsregelung für die digitale Nutzung von Beiträgen blieb der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) unbeweglich. Die Verleger konnten sich (trotz stundenlanger interner Beratungen) nicht auf eine konkrete Stellungnahme zu den Vorschlägen der Gewerkschaften verständigen.

Die Gewerkschaften hatten dem VDZ zwei Varianten für die Online-Regelung (Internet-Nutzung) angeboten:

  1. Die Beiträge von Redakteurinnen und Redakteuren können bis zu dreißig Tage ohne zusätzlche Bezahlung in Online-Diensten des Verlages genutzt werden. Erst danach müssen die Redakteurinnen und Redakteure am Erlös beteiligt werden.
  2. Für die Nutzung in Online-Diensten des Verlages gibt es eine Pauschalregelung in Form einer monatlichen Pauschale von 35 DM.

In beiden Varianten wäre grundsätzlich sichergestellt, daß die Redakteurinnen und Redakteure nicht für alle Zeiten von der Erlösbeteiligung ausgeschlossen wären, wie das bisher die Verleger verlangt haben. Andererseits könnten die Verlage das Online-Geschäft in der derzeitigen Anlaufphase auf juristisch einwandfreie Weise und finanziell kalkulierbar betreiben.

Weitere Nutzungen, z.B. in kommerziellen Datenbanken, sollen in beiden Fällen vergütungspflichtig bleiben.

Von der Vergütungsregelung wären in beiden Varianten die Redakteurinnen und Redakteure ausgenommen, die bereits jetzt per Arbeitsvertrag auch für Online-Dienste tätig sind. Im Gegenzug sollen die Online-Redakteure in den Geltungsbereich der Tarifverträge für Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften aufgenommen werden. Einen früheren Kompromißvorschlag der Gewerkschaften, die Regelung der Vergütung erst in zwei Jahren zu vereinbaren und den Manteltarifvertrag ansonsten wieder in Kraft zu setzen, hatten die Verleger bereits in den letzten Runden abgelehnt.

IG Medien, DAG und DJV haben den Zeitschriftenverlegern nun bis zum nächsten Verhandlungstermin am 29. April 1998 Zeit gegeben, über die Vorschläge der Gewerkschaften zu beraten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »