Beobachter News

„Man sieht sich – auf der Straße.“ So grüßen „Die Beobachter“ ihre Facebook-Fans und die Leser der „Beobachter News“. „Die Beobachter“ – das sind Alfred und Nico Denzinger, Vater und Sohn, 56 und 33 Jahre alt. Beide sind leidenschaftliche Fotografen und seit gut einem Jahr Macher einer alle sechs bis acht Wochen erscheinenden „Zeitschrift für politische Bewegung im Südwesten“.

Beobachter News
Nico Denzinger layoutet das Magazin, Alfred Denzinger ist Herausgeber und Motor des Projekts. Er war Versicherungsmakler, ehe er seine Position als Vertriebsvorstand aufgab und Journalist wurde. Am Anfang stand das Stuttgarter Bündnis für Versammlungsfreiheit, zu dem sich 2008 über 100 Initiativen zusammenschlossen, als CDU und FDP das baden-württembergische Versammlungsrecht verschärfen wollten. Wie sein Sohn war Alfred Denzinger Mitgründer der AG Demobeobachtung des Bündnisses, überdies ihr Sprecher. Sie wollten dokumentieren, wie sich die Polizei bei Demonstrationen verhält – erst recht, als es bei den Protesten gegen Stuttgart 21 zunehmend Übergriffe gab.

Rasch wuchsen „Die Beobachter“ über die AG hinaus. Vom Remstal aus, wo sie leben, dehnten sie ihre Berichterstattung auf den ganzen Südwesten aus. Sie beobachten neben Protesten gegen Nazi-Aufmärsche oder Demonstrationen für Flüchtlinge auch Prozesse, Wahlkämpfe, Streiks, Bundeswehr-Gelöbnisse, Blockupy-Aktionen oder Polizeikessel.
Die Polizei zeigt sich meist wenig begeistert, wenn ein Fotograf der „Beobachter News“ auftaucht. „Wir werden ganz gezielt in unserer Arbeit behindert. Das geht so weit, dass wir tätlich angegriffen werden“, berichtet Alfred Denzinger. Häufig muss er sich auch der Forderung erwehren, Fotos herauszugeben.
Die Unzufriedenheit mit den „klassischen Medien“ gab für ihn den Anstoß. „Ich habe den Eindruck, dass die bürgerliche Presse eine gefärbte Brille hat“, sagt er. Diese in der Region weit verbreitete Kritik führte schon zuvor zur Gründung freier Netzradios und Sender wie Flügel TV und Camps 21, aber auch der Wochenzeitung „Kontext“. Mit den „Beobachter News“ kam eine Zeitschrift dazu. „Es bewegt sich was im Ländle. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass sich die unterschiedlichen politischen Bewegungen gegenseitig mehr wahrnehmen und besser verstehen“, sagt der Herausgeber.

Vor drei Jahren erschien die „Beobachter News“ erstmals online. Im August 2012 wurde die Nullnummer gedruckt. Bis heute gab es acht weitere Printausgaben. Zirka ein halbes Dutzend freie Fotografen und Schreiber arbeiten der Redaktion zu. Die Auflage von 1200 Exemplaren ist trotz einiger Anzeigen zu gering, als dass sich die Zeitschrift tragen könnte. Doch die Resonanz ist positiv. Deshalb gibt Alfred Denzinger seiner Neugründung noch Zeit. Die „Beobachter News“ werden im Abonnement, an Infoständen und in Infoläden für 3 Euro verkauft. www.die-beobachter.info

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »