Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag
Schon vor der Berliner Runde war die Debatte in der Verhandlungskommission gekennzeichnet von einem anhaltenden Eiertanz zwischen zwei Grundpositionen.
Die eine hieß, man müsse trotz inhaltlicher Abstriche alsbald abschließen, weil der Streikdruck nicht ausreiche, um die Verleger aus ihren Beton-Positionen zu treiben. Die andere besagte, wir müssten weiter verhandeln und alle taktischen, strategischen und bündnispolitischen Möglichkeiten zur Steigerung des Drucks auf die Verleger nutzen, weil die eindeutige Botschaft aus den allermeisten Streikbetrieben und die unveränderte Beschlusslage der Tarifkommission laute, insbesondere bei der Urlaubsdauer keine nachhaltig wirkende Tarifabsenkung hinzunehmen.
Bei aller Skepsis darüber, ob die Fortführung des Tarifkonfliktes zu einem aus unserer Sicht erträglicheren Ergebnis geführt hätte, bin ich persönlich allerdings davon überzeugt, dass wir in Berlin objektiv nicht unter einem Abschlusszwang standen. Zum Ergebnis selbst: Dies ist beileibe kein (Teil-)Erfolg – der Aufwand, den die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und ihre Organisationen getrieben haben, und der tarifpolitische „Ertrag“ stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander. Und dennoch haben wir auch einen gewaltigen Erfolg zu verzeichnen: Eine Streikbereitschaft und Politisierung in den Redaktionen, wie sie in dieser Breite, Stabilität und Entschlossenheit nicht erwartet werden konnte. Die war und ist großartig!
Malte Hinz,
Mitglied der Verhandlungskommission