Eiertanz

Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag

Schon vor der Berliner Runde war die Debatte in der Verhandlungskommission gekennzeichnet von einem anhaltenden Eiertanz zwischen zwei Grundpositionen.

Die eine hieß, man müsse trotz inhaltlicher Abstriche alsbald abschließen, weil der Streikdruck nicht ausreiche, um die Verleger aus ihren Beton-Positionen zu treiben. Die andere besagte, wir müssten weiter verhandeln und alle taktischen, strategischen und bündnispolitischen Möglichkeiten zur Steigerung des Drucks auf die Verleger nutzen, weil die eindeutige Botschaft aus den allermeisten Streikbetrieben und die unveränderte Beschlusslage der Tarifkommission laute, insbesondere bei der Urlaubsdauer keine nachhaltig wirkende Tarifabsenkung hinzunehmen.

Bei aller Skepsis darüber, ob die Fortführung des Tarifkonfliktes zu einem aus unserer Sicht erträglicheren Ergebnis geführt hätte, bin ich persönlich allerdings davon überzeugt, dass wir in Berlin objektiv nicht unter einem Abschlusszwang standen. Zum Ergebnis selbst: Dies ist beileibe kein (Teil-)Erfolg – der Aufwand, den die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und ihre Organisationen getrieben haben, und der tarifpolitische „Ertrag“ stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander. Und dennoch haben wir auch einen gewaltigen Erfolg zu verzeichnen: Eine Streikbereitschaft und Politisierung in den Redaktionen, wie sie in dieser Breite, Stabilität und Entschlossenheit nicht erwartet werden konnte. Die war und ist großartig!

Malte Hinz,
Mitglied der Verhandlungskommission

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Mit Perspektiven gegen soziale Spaltung

Die Berichterstattung über den Nahostkrieg zwischen Staatsräson und Menschenrechten ist heikel, denn die Verengung des Diskurses begünstigt einen Vertrauensverlust der Medien und die soziale Spaltung in Deutschland. Beides wird durch den politischen Rechtsruck befeuert. Grund genug, den medialen Diskurs genauer unter die Lupe zu nehmen.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »