Schon entdeckt? Das Missy Magazine

Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und monatlich auf M Online eines davon vor.

„Wir wollten ein feministisches Popkulturmagazin machen“, erinnert sich Stefanie Lohaus, die das Missy Magazine 2008 zusammen mit Sonja Eismann, Chris Klöver und Margarita Tsomou gründete. Alle vier haben Kulturwissenschaften studiert und erlebt, wie „Künstlerinnen im herkömmlichen Kulturbetrieb untergehen“. In der gängigen Berichterstattung seien „berühmte Sängerinnen wie etwa Beyoncé zumeist mit dem männlichen Produzenten an der Seite“ thematisiert worden. Missy zeigt sie nun starke Frauen, die ihre Songs selber schreiben und den Produktionsprozess selbst bestimmen. Aber das Magazin lässt auch „DJs, Sprayerinnen, Rechtsanwältinnen und Skaterinnen erklären, wie man in ihren jeweiligen Feldern glänzen kann“.
Im Februar 2008 gewannen die Missy-Gründerinnen für ihre neue Magazinidee 25.000 Euro beim Hobnox Evolution Contest und starteten im Eigenverlag mit dem feministischen Heft für 21- bis 40jährige Frauen. Die Auflage kletterte bis 2015 von 15.000 auf 25.000 Exemplare. Viermal im Jahr erscheint die 114 Seiten starke Printausgabe, die sich durch Abos und Anzeigen finanziert.

Missy versteht sich laut Lohaus als „Schnittstelle zwischen akademischer Welt und Publikum“ und hat als „Debattenmagazin“ mit „Missy online“ auch einen Internetauftritt. Den Kontakt zur Leserschaft pflegt das Missy-Team zudem auf Veranstaltungen wie „Money welcome: Missys große Spendensause“ im November 2015 in Berlin, auf der Geld für geflüchtete Frauen gesammelt wurde. Mittlerweile sind wir „viel politischer geworden“, sagt Lohaus. 2009 brachte das Magazin einen Beitrag zu „Frauen in der Finanzkrise“, Ende 2014 bereits ein Dossier zu Flucht und im Herbst 2015 ging es dann um Griechenland – immer aus feministischer Perspektive. Außer Kultur und Politik gibt es auf der Website die Rubriken DIY (Do-it-yourself) und Sex, in der Printausgabe zudem Mode, Edutainment und mehr.

Inzwischen arbeiten sechs Frauen beim Missy Magazine in Berlin. „Unsere Arbeitssituation ist prekär und wir machen alle noch etwas anderes“, erläutert Redakteurin und Geschäftsführerin Lohaus, die u. a. auch freie Autorin beim Zeit-Blog 10nach8 ist. Im April 2015 startete das Team eine Crowdfunding-Aktion, die genug Geld brachte, um in diesem Jahr zwei neue Stellen anzufinanzieren und vor allem die Website neu zu gestalten – mit „mehr Missy“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »