Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gibt es seit gut zwei Jahren eine andere Zeitschrift, das Umsonstmagazin Berg.Link.
Es erscheint alle zwei Monate, anzeigenfinanziert, mit 40 Seiten, in einer Auflage von 5.000 Exemplaren. Das Ziel sind demnächst 10.000. Herausgeber Heiko Schwarzburger ist Fachjournalist für Solartechnik mit eigenem Verlag. Berg.Link ist kein Renditeprojekt, sondern seine Herzensangelegenheit.
Für Schwarzburger ist der Prenzlauer Berg mit gut 150.000 Einwohnern ein öko-soziales Experimentierfeld. Die letzten Ausgaben drehten sich zum Beispiel um menschliche Konstanten in der Stadt; Ökofood zu Dumpinglöhnen?; Heimat von Migranten im Wilden Osten; Nix von der Stange – Design- und Manufakturläden im Kiez. Es geht in den Heften vor allem um die lokalen Schnittstellen zu globalen Themen. „Die Energieversorgung ist auch hier ein Riesenthema. Die Leute wollen weg von Öl und Gas. Wir beraten dazu die Eigentümergemeinschaften im Kiez. Denn Berg.Link ist nicht nur eine Zeitschrift, sondern die sichtbare Fläche eines ganzen Netzwerkes“, schwärmt Schwarzburger.
Berg.Link beschäftigt sich beispielsweise mit dem Thema Textilien. Es geht dabei weniger um Mode, als vielmehr um die medizinischen Fragen von hautverträglicher Kleidung. Für viele Kunden kaum erkennbar sind zum Beispiel immer wieder auch Plastikbestandteile in Geweben nachweisbar. Wo bekommt man im Stadtteil ökologisch und sozial – weil nicht zu Dumpinglöhnen – hergestellte Kleidung? Wie kann man Altkleider wieder vernünftig entsorgen? Der Fokus liegt dabei jeweils auf dem Prenzlauer Berg. Nur dort will Schwarzburger publizieren. Mit Stadtmagazinen wie zitty oder tip will das Heft gar nicht erst in Konkurrenz treten. Auch will Berg.Link kein Kiezmagazin sein, das über die nächsten Partys, Feste oder Events berichtet. Es geht um nicht weniger als den öko-sozialen Stadtumbau am Beispiel dieses ausgesuchten mittlerweile gutbürgerlich-grünen Milieus und Kiezes.
„Das ist hier eine community, die sich ihre eigenen Sprachrohre schafft. Das vermisse ich bei den so genannten gestandenen Medien, die an der notwendigen Umgestaltung der Gesellschaft gar nicht teilnehmen“, sagt Schwarzburger. So seien gerade Tageszeitungen in der Regel viel zu sehr ihren Anzeigenkunden verpflichtet. Nur Energieriesen wie Vattenfall könnten etwa die Werbepreise der Tageszeitungen noch bezahlen. Alternative Solarfirmen, die viel mehr für einen Wandel in der Gesellschaft einstünden, könnten dieses Geld gar nicht aufbringen.
Vor allem setzt Heiko Schwarzburger darauf, dass die Menschen sich wieder informieren wollten. Artikel über 4 bis 6 Seiten sind für ihn zumutbar: „Die Leute lesen! Und die Leute, die nicht lesen, interessieren mich wenig. Die Tageszeitungen verlieren ihre Leser, weil sie zu wenig Nutzwert transportieren. Es geht darum, nachbarschaftliche Information mit einem hohen Nutzwert und Wissen zu verbinden. Deswegen glaube ich an eine Regionalisierung des Journalismus“, erklärt er sein publizistisches Konzept.