Streik für Tarifbindung

Beschäftigte des Schwarzwälder Boten kämpfen ungebrochen

Anfang November befanden sich die Beschäftigten des Schwarzwälder Boten bereits seit rund 70 Tagen im Streik, davon rund 50 in Folge. Sie kämpfen für die Tarifbindung.


Verleger des Schwarzwälder Boten ist Richard Rebmann, der außerdem stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ist und Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medien Holding (SWMH), einem verschachtelten Medienunternehmen, zu dem auch das Blatt gehört. Erst als die Beschäftigten der Druckerei der Süddeutschen Zeitung, die ebenfalls zur SWMH gehört, am 20. Oktober in einen Solidaritätsstreik traten, regte sich die Konzernspitze. Das Blatt erschien am nächsten Tag ohne den Münchenteil und etliche Regionalausgaben, lediglich online konnten die Leser sie sich als PDF herunterladen. Richard Rebmann reagierte und ließ konzernweit einen Brief veröffentlichen, in dem er sein Unverständnis kund tat.
Hintergrund des Konflikts ist die Tarifflucht des Verlags. Zentrale Bereiche wurden zum 1. März 2011 tariflos in neue Gesellschaften überführt: Die Redaktion in die Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft und die Anzeigenabteilung in die Medienvermarktung Südwest. Davon sind insgesamt rund 270 Beschäftigte betroffen. Der Grafik-Bote mit 65 Beschäftigten wurde bereits 2008 tariflos aus dem Verlag ausgegliedert. ver.di fordert für alle drei Gesellschaften Tarifverhandlungen. „Es gab zwei Sondierungsgespräche, vermittelt vom Konzernbetriebsrat“, sagt Uwe Kreft, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär. Weitere Termine wurden nicht vereinbart, da der Arbeitgeber den Grafik-Boten davon ausnehmen will. Rebmann argumentierte in seinem Brief, der Grafik-Bote würde sich in einem völlig anderen Marktumfeld als die beiden anderen Firmen bewegen und sei schließlich schon vor drei Jahren ausgegliedert worden. „Bei den anderen beiden Gesellschaften geht es den Geschäftsführungen darum, in Zeiten tiefgreifender struktureller Veränderungen Neueinstellungen vornehmen zu können, die nicht dem starren Tarifwerk unterliegen.“ Damit spricht der Vize-Vorsitzende des BDZV, der als Arbeitgeberverband mit den Gewerkschaften die Tarifverträge aushandelt, ein klares Bekenntnis zur Tarifflucht aus.

sil

Das Schreiben von Richard Rebmann und Berichte über die aktuelle Streiksituation unter: www.streikbote.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »