Je stärker die Medienkrise klassische Printmedien vor allem aus dem Magazinbereich beutelt, einst die Cashcows und Aushängeschilder der Fotojournalisten, umso interessanter werden für den Fotojournalismus neue Publikationsforen vor allem im Internet. In diesem Zusammenhang hat sich die Onlineplattform „emerge“ zur Förderung des jungen Fotojournalismus weit über die Szene hinaus einen Namen gemacht. In Form eines Webmagazins und mittlerweile auch eines ersten Printmagazins werden jungen Fotograf_innen dort Raum zur Veröffentlichung sowie eine Plattform geboten – auch um ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern.
Die Gründer des Magazins wie Kevin Mertens stammen aus dem Umfeld der Ostkreuzschule in Berlin und haben dort entweder Dokumentarfotografie oder Bildredaktion studiert. Von dort kommt auch die Prägung des Magazins, an der Schnittstelle von dokumentarischer und künstlerischer fotografischer Arbeit nach neuen Ansätzen und Projekten zu suchen, um der jungen Autorenfotografie einen Raum zu bieten.
„Die Motivation zur Gründung von ‚emerge‘ war, dass wir während des Studiums ständig starke Arbeiten gesehen haben, für die es keinen Raum der Veröffentlichung gab“ so Kevin Mertens. Um zu verhindern, dass die Geschichten der Kolleg_innen im wahrsten Sinne des Wortes in der Schublade landen, wurde „emerge“ aus der Taufe gehoben. Dabei ging es auch darum, „jungen Fotografen, die noch keine Kontakte haben, eine Plattform zu bieten“ und ihren Berufseinstieg zu erleichtern.
Bis heute sind auf der Webseite über 150 Reportagen veröffentlicht worden. Im Zwei-Wochen-Rhythmus kommen neue dazu. Es gibt auch eine eigene Rubrik für Multimedia-Geschichten, die Fotografie und Audio kombinieren. Die Themen der Reportagen sind so breit wie die Hintergründe der Fotografen und die fotografischen Stile. Eine gemeinsame Linie lässt sich nicht wirklich erkennen, außer dass es Akteure sind, die dem Spektrum des jungen Fotojournalismus zuzurechnen sind.
Im Jahr 2015 hat „emerge“ ein erstes Printmagazin zum Thema Migration und Flucht herausgegeben. Ziel des monothematischen Printmagazins war es, verschiedenen fotografischen Ansätzen des Themas Raum zu geben. Ein zweites Magazin wird in diesen Winter zum Thema Naher Osten folgen. Reine Bilderstrecken wechseln sich im Printmagazin mit Bild-Text-Reportagen und Hintergrundartikeln ab. Zum ersten Mal konnten mit der Printausgabe anders als Online den Fotograf_innen und Autor_innen auch Honorare gezahlt werden. Ein Großteil der Produktionskosten wurde über Crowdfunding finanziert.
Sechs Jahre nach der Gründung hat sich „emerge“ als Institution des Fotojournalismus konsolidiert. Seit Anfang des Jahres gibt es Büroräume in Berlin-Weißensee, das Team wächst ständig weiter und es gibt regelmäßige Unterstützung durch Praktikant_innen. Erste Workshops zu Themen wie Filmisches Erzählen und digitale Bildbearbeitung sind ebenfalls im Angebot. Trotz allem ist das Projekt bis heute nur dadurch zu stemmen, dass alle Mitarbeiter_innen ihren Lebensunterhalt an anderen Stellen mit Fotografie und Bildredaktion verdienen.
Online ist das Magazin unter www.emerge-mag.com einzusehen. Das Printmagazin zum Thema „Migration“ kann zum Preis von 15,- ebenfalls dort bestellt werden.