Knifflige Verhandlung für dpa geht weiter

Mit roten Ballons und Tarifforderungen - so dekoriert präsentierten sich dpa-Büros wie in Düsseldorf vor der fünften Tarifrunde. Foto. ver.di

Vor der entscheidenden Tarifrunde bei der Deutschen Presseagentur (dpa) bekräftigten Beschäftigte bundesweit ihre Forderungen. Die Gewerkschaften appellierten an Geschäftsführung und Chefredaktion, sich einem fairen Tarifabschluss für alle nicht zu verschließen. Knackpunkt sind von Arbeitgeberseite geplante Einschnitte für junge Redakteur_innen.

Rote Luftballons mit Tarifforderungen hingen schon am Sonntag in den Büros des dpa-Landesdienstes in München. Kolleg_innen protestierten so gegen monatelange erfolglose Verhandlungen und ein gefordertes Sonderopfer zulasten jüngerer Beschäftigter. Am Montagmorgen schlossen sich dpa-Beschäftigte in Düsseldorf, Frankfurt am Main, Leipzig und anderswo an. Sie kritisierten auch, dass die Altersversorgung für Beschäftigte von dpa-Töchtern nicht zu tiefen tariflichen Einschnitten bei der Muttergesellschaft führen dürfe.

Gewerkschaftlicher Lesestoff empfing auch die Beschäftigten in Leipzig. Foto: ver.di

Bei Betriebsversammlungen im Berliner newsroom und in mehreren Landesbüros war diese Position von Kolleginnen und Kollegen unterstützt worden: Es gehe um Wertschätzung für den tagtäglichen Einsatz, der sich auch in Gehältern ausdrücke. Die Beschäftigten seien kein reiner Kostenfaktor, sondern Garant für den Erfolg des Unternehmens. Die dpa müsse als größte Nachrichtenagentur des Landes offensiv um den besten Nachwuchs werben und dürfe junge Menschen nicht durch verschlechterte Bedingungen abschrecken. Betroffen von den Einschnitten wären über 70 bereits bei der dpa-Mutter angestellte Redakteur_innen sowie alle künftig neu eingestellten.

Die Gewerkschaften schätzen den aktuellen Verhandlungsstand für die rund 800 Beschäftigten bei dpa-Mutter und –Töchtern als „knifflig“ ein. Bis zur vierten Tarifrunde Ende November 2016 wurde ein komplexes Gesamtpaket geschnürt, das eine lineare Gehaltserhöhung von 2,8 Prozent zum 1. Januar 2017 sowie betriebliche Altersversorgung mit Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen zum Presseversorgungswerk einschließt. Zugleich sollen aber die Berufsjahresstaffel gestreckt, Dienstjahre für Redakteure gestrichen und Urlaubsregelungen verändert werden.

Keine Luftnummer, sondern Aktion mit Hintersinn. Foto: ver.di

Die Geschäftsführung vertritt dabei den Standpunkt, dass die bisherigen tariflichen Bedingungen nicht mehr zeitgemäß seien. ver.di hält dagegen, dass sich die dpa in keiner wirtschaftlichen Schieflage befinde. Der Preis, der bislang von Beschäftigten und vor allem dem beruflichen Nachwuchs verlangt werde, sei zu hoch, argumentiert auch die gewerkschaftliche Tarifkommission. Mit spürbaren Gehaltseinbußen sei Zukunft nicht zu schaffen. Bei den Aktionen wurden die gewerkschaftlichen Verhandler bestärkt, im Interesse der Beschäftigten hart zu blieben. Die fünfte Tarifrunde startet am 7. Februar in Berlin.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Filmtipp: Mädchen können kein Fußball spielen

Der sehenswerte Dokumentarfilm von Grimme-Preisträger Torsten Körner („Schwarze Adler“) ist eine Hommage an die Pionierinnen des deutschen Frauenfußballs. Körner hat bereits ein ausgezeichnetes Buch über das Thema geschrieben („Wir waren Heldinnen“). Der Film erzählt die Geschichte mit Hilfe von Zeitzeuginnen und vielen zeitgenössischen TV- und Wochenschau-Ausschnitten von den Anfängen in den 50ern bis zur siegreichen Heim-EM 1989.
mehr »

ARD schützt ihre Inhalte vor KI

Die ARD hat ihren Umgang mit Anbietern von KI geändert. Seit Ende Mai dürfen Unternehmen wie etwa Open AI, Perplexity oder Google (Gemini) Inhalte aus den Online-Angeboten der ARD nicht mehr nutzen, um damit ihre KI-Systeme zu trainieren. Das bestätigte der Senderverbund auf Nachfrage. Die ARD hat nun in ihre Webseiten einen sogenannten maschinenlesbaren Nutzungsvorbehalt technisch eingebaut. Damit wird KI-Crawlern signalisiert, dass sie die Inhalte dieser Angebote nicht verwenden dürfen.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »