Hufeisern gegen Rechts beim Johannisfest

Johannisfest 2017 im Hof des Hauses der Buchdrucker in der Berliner Dudenstraße Foto: Gabi Senft

Die Tradition des Johannisfestes, mit dem die Buchdrucker an Johannes Gutenberg erinnern, den Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, wird auch bei ver.di fortgeführt. So war in Berlin am 24. Juni auf den Hof des ehrwürdigen „Hauses der Buchdrucker“ zum Feiern eingeladen.

Zwar wurde am Johannistag nicht gegautscht, wie zuvor etwa in Kiel auf dem Rathausplatz. Das Gautschen, das nassfröhliche Reinwaschen der Jünger der Schwarzen Kunst – heute Mediengestalter und Medientechnologen – von ihren Azubi-Sünden, findet in Berlin seit Jahren direkt im Oberstufenzentrum Ernst-Litfaß-Schule statt. Das vom ver.di-Landesfachbereich Medien, Kunst und Industrie organisierte Fest am 24. Juni bot andere Höhepunkte: Zunächst die Eröffnung der Ausstellung „Vom Buchdruckerverband zur Einheitsgewerkschaft“ in der MedienGalerie. Die Schau, die zum 150. Jahrestag des Deutschen Buchdruckerverbands erarbeitet wurde und im vergangenen Jahr bereits in der ver.di-Bundesverwaltung zu sehen war, ist nun regional auf Berlin zugeschnitten und wurde von Karl Michael Scheriau mit historischem Blick eröffnet. Anschließend trug Isabel Neuenfeld traditionelle Buchdruckerlieder zum Akkordeon vor. Ihre Einladung zum Mitsingen wurde von den Besuchern der Vernissage gern angenommen.

Beim anschließenden Hoffest gab es „selbstgemachte Beiträge“ gegen Hunger und Durst. Von jedem Handgezapften gingen 50 Cent an die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“. Jürgen Schulte von der 2013 gegründeten Initiative berichtete, dass es in dem wegen seiner markanten Form „Hufeisensiedlung“ genannten, von Bruno Taut in den 1920er Jahren in Berlin-Britz errichteten und inzwischen zum Weltkulturerbe zählenden Projekt sozialen Wohnungsbaus 2017 bereits sieben Anschläge von Rechtsradikalen gegen Personen und Sachen gegeben habe. So brannten Autos oder flogen Pflastersteine in Wohnungen. Das breite Anwohnerbündnis sei angetreten,  Rechten den von ihnen reklamierten „Angstraum“ nicht zu überlassen, sondern Straße und Häuser für die demokratische Bevölkerung und ein nachbarschaftliches  Zusammenleben zu verteidigen. „Alle sind eingeladen mitzumachen, nur mit Rechten und Rassisten kennen wir Null Toleranz.“ Christian Gélieu vom Bündnis Neukölln gegen Rechts ergänzte den Bericht mit Beispielen von Wachsamkeit und Solidarität gegenüber rechtsradikalen Umtrieben im Norden Neuköllns.

Für Festbesucher hatte der ebenfalls im ehemaligen Verbandshaus in der heutigen Dudenstraße beheimatete Karl-Richter-Verein seine Räumlichkeiten geöffnet und präsentierte Schätze aus seinem Buchdrucker-Archiv, die der ehrenamtliche Bibliothekar Wolfgang Blumenthal Interessierten gern erläuterte. Constanze Lindemann, Hüterin der ver.di-Johannisfesttradition und Mieterin im Haus, erinnerte mit einem Text an die Besetzung des Verbandshauses im Mai 1933 und an die Verfolgung seiner Bewohner, so des Gewerkschaftsredakteurs Karl Helmholtz.

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