Editorial: Der bunte Blick Backstage

Als vor 50 Jahren die Fernsehschirme bunt wurden, war das eine Revolution. Die Erinnerung an die schwarz-weißen Bilder ist längst verblasst, Jüngere haben sie nie gesehen. Auch, dass dieses neue TV-Zeitalter mit einer Panne begann, wissen heute viele allein aus den Medienberichten der letzten Tage. Als der damalige Vizekanzler Willy Brandt am 5. August 1967 um 10.57 Uhr auf der 25. Funkausstellung in Berlin den Startknopf drückte, war das Bild schon vorher in Farbe getaucht.

Inzwischen hat die Bundeshauptstadt gerade die 57. Internationale Funkausstellung ausgerichtet – mehr Farbe, „schärfer als die Realität“, so ein schon länger verwendeter Werbeslogan für hochauflösendes Fernsehen, scheint kaum möglich. Aber nein, den Innovationen sind keine Grenzen gesetzt. Neben den beeindruckenden Übertragungsstandards bei Film und Funk ist der Alltag „smart“ geworden. Ob das Smartphone, das auch unter Wasser funktioniert, oder das Smartfernsehen mit großer Bildfläche und nur noch millimeterflachem Schirm, das smarte Haus mit intelligenter Sprachsteuerung – die Digitalisierung schafft schier unendlich vernetzte Welten …

Umso mehr lohnt ein Blick auf die Unverzichtbaren, die Backstage in der Medienbranche arbeiten: Ob im Zeitungsverlag, im Fernsehen, bei der Filmproduktion, in Wissenschaft und Technik oder in der Ausbildung für eine große Vielfalt interessanter Berufe (S.16/17). Im aktuellen Magazin-Schwerpunkt schaut M hinter die Kulissen des ZDF-Morgenmagazins. Die Crew des mo:ma gewährte ohne Einschränkungen Einblick in die nächtliche Produktion (S. 6 bis 12). Das Dilemma zwischen Auftragschance und mangelnder ­Finanzierung betrifft vor allem kleinere Film- und Fernsehproduzenten, bei denen damit Unsicherheit zur Jobbeschreibung gehöre, wie eine TV-Produzentin gegenüber M erklärt (S. 12/13). Die Hauptrolle in einem „Sozialkrimi“ spielen dagegen vielerorts die Zusteller_innen, als Letze und Schwächste in der Zeitungsproduktionskette. Ohne sie kommt kein Blatt beim Leser an! Dennoch müssen sie noch immer um den Mindestlohn kämpfen, berichtet M (S. 14/15). Dass Frauen und Technik unbedingt zusammengehören, beweisen jedes Jahr die Absolventinnen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. M stellt eine Preisträgerin des ARD/ZDF-Medientechnologie-Preises vor (S. 20/21).

Die nächste M erscheint im Dezember, dann mit Programm und Einladung zum nächsten Journalistentag „Under Pressure – Die Freiheit nehme ich dir“ am 20. Januar 2018. Aktuelles dazu unter https://dju.verdi.de und https://mmm.verdi.de

 

 

 

Nach dem TV-Duell ist

vor dem TV-Duell:

Die Qual der Wahl bleibt!

 

Weitere aktuelle Beiträge

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

VG Wort ändert Verteilungsplan

Die Mitgliederversammlung der VG Wort hat in ihrer Mai-Sitzung eine Reform des METIS-Systems mit der erforderlichen Mehrheit in allen Berufsgruppen beschlossen. Sie führt zu wichtigen Änderungen im Verteilungsplan der VG Wort. Vertreter der dju in ver.di haben das vorliegende Papier in Teilen kritisiert und versucht, es noch mit Änderungsanträgen zu beeinflussen – ohne Erfolg.
mehr »