Hoher Anteil prekärer Arbeitsverhältnisse

Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit – das ist auch für viele Journalist_innen in Europa noch längst keine Realität. Auf der Jahresversammlung der Europäischen Journalisten-Föderation (EJF) in Lissabon wurde eine breite Kampagne auf den Weg gebracht, um dieses Ziel durchzusetzen. Egal, ob weiblich oder männlich, der EJF-Präsident Mogens Blicher Bjerregård stellte fest: „In vielen Länder nimmt der Anteil prekärer Arbeitsverhältnisse zu. Wegen der Streichung von Stellen wird es für Journalistinnen und Journalisten immer schwieriger, den Lebensunterhalt durch ihren Beruf zu bestreiten“.

„Wir haben viele Aufgaben vor uns“, unterstrich Bjerregård die Bedeutung der internationalen Organisation, der neben der dju in ver.di Journalistengewerkschaften in 44 Ländern angehören. Fünf spezielle EJF-Expertengruppen befassen sich mit Themen wie dem Urheberrecht oder der Digitalisierung. Die Lobbyarbeit für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen bei den EU-Institutionen gehört für das EJF-Sekretariat in Brüssel zur Tagesarbeit.

Der Schutz von Informanten ist nach wie vor ein aktuelles Thema. Neu dazu kamen die „fake news“. So wurde in Lissabon ein Antrag gestellt, der sich entschieden dafür einsetzte, dass der Kampf gegen Falschmeldungen nicht zu einer Beschränkung der Pressefreiheit führen dürfe. Diskussionsstoff bot auch die Situation des Rundfunks in Europa: In einigen Ländern – zum Beispiel in Österreich – nimmt der Druck auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu. Und schließlich bleibt der Journalismus ein gefährlicher Beruf, wie Bjerregård feststellte. Die Ermordung von Kolleginnen und Kollegen zwischen Malta und der Slowakei bietet dafür ebenso wie die Inhaftierung von Journalistinnen und Journalisten in der Türkei traurige Beispiele. Zu den Erscheinungen gehört, dass sich zunehmend auch Sportjournalisten bei ihrer Berichterstattung Gewalt ausgesetzt sehen.

Ein eigenes Seminar am Rande der EJF-Jahresversammlung befasste sich mit den Herausforderungen durch den „Roboterjournalismus“.  Er könnte die prekären Arbeitsverhältnisse weiter verstärken, meinte Bjerregård zu den Risiken. Experten berichteten vom laufenden Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Berichterstattung über die Börsenentwicklung sowie über Wahl- und Sportergebnisse, die Journalistinnenen und Journalisten von zeitraubenden Routinearbeiten befreiten. Robotersysteme werden auch zur Selektion von Themen genutzt. Skeptiker befürchten allerdings, dass die freiwerdenden Arbeitskapazitäten dann von den Medienhäusern eher gestrichen als anderweitig genutzt werden. Freie Journalistinnen und Journalisten könnten die ersten Opfer sein, war eine Befürchtung.

Fragen der Ethik stellen sich bei der geplanten Ausweitung der Aufgaben für künstliche Intelligenz auf komplexere Themen. Das Seminar zeigte, dass dieser Aspekt von Technikanwendern und Journalist_innen unterschiedlich bewertet wird. Zu den Sorgen gehört, dass Automatisierung bei der Auswertung von Daten leicht zu Falschmeldungen führen kann. Eine Forderung war, im Sinne von Transparenz die Nutzung von Robotern bei Berichten auszuweisen.

 

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