Ein deutscher Journalismus-Student ist aus China ausgewiesen worden. Der 24-jährige David Missal recherchierte für einen Film über die Arbeit und Verfolgung von Menschenrechtsanwälten. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass seine Aktivitäten nicht von seinem Studentenvisum gedeckt seien. Der Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) musste dpa zufolge das Land am vergangenen Sonntag verlassen. Seine Aufenthaltserlaubnis war verkürzt und ein neues Visum für das nächste Semester verweigert worden.
Auf Nachfrage bei den Behörden nach den Gründen für diese Behandlung, sagte man ihm lapidar, dass wisse er doch selbst genau. Missal, der an der Pekinger Tsinghua Universität das erste Jahr eines Master-Studiengangs absolviert hat, geht davon aus, dass die Ausweisung mit seinen Recherchen über die Verfolgung von Menschenrechtsanwälten in China zusammenhängt. Ein Thema, was er mit dem Wissen und der Erlaubnis seines Professors behandelte. Die Universität äußert sich jedoch aktuell nicht zu dem Vorgang.
Missal filmte und interviewte Anwälte und Angehörige. Unter anderem begleitet er Li Wenzu, die Frau des inhaftierten Menschenrechtsanwalts Wang Quanzhang. Sie war im April zu einem 100-Kilometer-Marsch aufgebrochen, um auf das Schicksal ihres Mannes aufmerksam zu machen. Bald darauf wurde sie von Polizisten gestoppt und faktisch unter Hausarrest gestellt.
Missal berichtete, dass auch er im Rahmen seiner Recherchen festgehalten und verhört wurde. In der zentralchinesischen Stadt Wuhan, wo er mit dem Anwalt des bekannten Aktivisten Qin Yongmin sprach, nahmen ihn Polizisten mit auf die Wache und forderten ihn auf, zurück nach Peking zu fahren.
China gehört der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zufolge zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten und Bloggern. In der Rangliste der Pressefreiheit 2018 liegt das Land auf Platz 176. Chinas Medien unterliege einer strengen Zensur. Das Propagandaministerium verschicke täglich Direktiven, mit denen die Berichterstattung gesteuert werde. Über die Selbstverbrennungen von Tibetern, das Massaker am Platz des Himmlischen Friedens vom 4. Juni 1989 und andere heikle Themen dürfe nicht berichtet werden. Die chinesische Firewall blockiere viele Webseiten, auch Facebook, Youtube und Twitter. Die chinesische Twitter-Version „Weibo“ werde zensiert, heißt es bei ROG.
Auch die Arbeitsbedingungen für ausländische Journalist_innen verschlechtern sich, wie Umfragen des Auslandskorrespondentenclubs (FCCC) ergaben. Vereinzelt kam es auch vor, dass Journalist_innen ausgewiesen wurden. Zuletzt musste 2015 die französische Journalistin Ursula Gauthier das Land verlassen.
Bericht aus Peking:
https://www.tagesschau.de/ausland/china-student-ausweisung-101.html