Wie der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen (ROG) Christian Mihr gestern Abend auf Facebook und Twitter bekanntgab und Bild heute exklusiv berichtet, ist es ROG gemeinsam mit weiteren NGOs gelungen, Dutzende ursprünglich in Südsyrien eingeschlossene Journalistinnen und Journalisten in sichere Aufnahmeländer in der EU zu evakuieren. Das größte Kontingent habe Deutschland aufgenommen, so Mihr.
Der ROG-Geschäftsführer bedankte sich bei der Bundesregierung und dem deutschen Konsulat in Istanbul, das „wie schon in vielen ROG-Nothilfe-Fällen zuvor ein äußerst hilfsbereiter und teilweise erfreulich unbürokratisch arbeitender Partner“ gewesen sei. Befänden sich Journalistinnen und Journalisten aufgrund ihrer Arbeit in akuter Lebensgefahr, müssten deutsche Behörden „aus humanitären Gründen auf langwierige Einzelfallentscheidungen verzichten“, erläuterte Mihr zudem gegenüber der Bild-Zeitung. So könnten Betroffene mit „unbürokratischen Nothilfe-Visa“ schnell in Sicherheit gebracht werden.
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Die nun geretteten Medienschaffenden berichteten ursprünglich aus Daraa in Südsyrien über die Kämpfe zwischen Assad-Regime, den Fraktionen der Freien Syrischen Armee (FSA) sowie Terrormilizen von ISIS und Hisbollah. Als Assads Milizen im Frühjahr 2018 auf die letzten oppositionellen Hochburgen in Südsyrien vorrückten, wandten sich die eingeschlossenen Journalistinnen und Journalisten an ROG, das Syrian Center for Media and Freedom of Expression und das Committee to protect journalistst. Es begann ein rund zwölf Monate dauernde Geheimaktion, in der die bedrohten Medienleute schließlich über die Türkei in die EU, unter anderem nach Spanien, Frankreich sowie Deutschland evakuiert werden konnten.
Nachdem viele von ihnen zuerst „auf eigene Faust mit Buskonvois in Richtung Idlib“ in Nordsyrien geflüchteten waren, so Mihr, versuchten die NGOs, ihre Ausreise in die Türkei zu organisieren. Doch „die Gespräche mit der Türkei darüber, ihnen eine Durchreise zu ermöglichen, zogen sich in die Länge“, berichtet der ROG-Geschäftsführer der Bild-Zeitung. Einmal in der Türkei angekommen, sei dann aber dank der Unterstützung durch das deutsche Konsulat „alles recht schnell“ gegangen.
Da mit dem aktuellen Vormarsch des Assad-Regimes auf Idlib bis zu 400 weitere Journalistinnen und Journalisten „akut gefährdet“ seien, appellierte Mihr zudem an die Bundesregierung, „unabhängigen syrischen Journalistinnen und Journalisten auch in Zukunft schnell und unbürokratisch“ zu helfen: „Der Fall Daraa hat gezeigt: Wenn der politische Wille da ist, ist vieles möglich.“