„Journalisten helfen Journalisten“ seit mehr als 20 Jahren weltweit
Der SZ-Korrespondent Egon Scotland wurde am 26. Juli 1991 auf einer Recherchereise im damaligen Jugoslawien in der kroatischen Kraijna getötet. In Erinnerung an dieses Ereignis, haben seine engen Freunde in München 1993 den Verein „Journalisten helfen Journalisten“ (JhJ) gegründet. Waren es zuerst nur einzelne Korrespondenten, vornehmlich von der Süddeutschen Zeitung (SZ) und dem Bayerischen Rundfunk, die als Überbringer von Hilfsgeldern für Journalisten in Kriegs- und Krisengebieten dienten, ist JhJ heute Teil eines weltweiten „Networks for Journalists in distress“.
JHJ hilft in konkreten Fällen und in sehr direkter Form. So informierte die SZ-Redakteurin einer Lokalausgabe JHJ, dass sie eine armenische Fernsehjournalistin kennen gelernt habe, die bereits seit gut zwei Jahren in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber lebt und in der Wäscherei eines Krankenhauses arbeitet. JhJ nimmt Kontakt mit der in Deutschland Asyl suchenden Kollegin auf und beginnt gemeinsam mit einem Anwalt und anderen Hilfspersonen mögliche Unterstützungen zu sondieren. Der konstitutionell eher zarten armenischen Kollegin geht es gesundheitlich sehr schlecht und es gelingt JhJ, dass sie zusammen mit ihrem Mann wenigstens eine ruhigere Wohnalternative findet.
Eine Krankenschwester aus München setzt sich zusammen mit Freunden für syrische Flüchtlinge ein. Einer der derzeit in Jordanien lebenden Flüchtlinge war in Syrien als Journalist tätig und kann sich auch entsprechend ausweisen. Von der Existenz des Vereins JhJ hat sie durch eine Internet-Recherche erfahren. Sie nimmt Kontakt mit dem Verein auf und bittet um Hilfe für den syrischen Journalisten. JhJ erkundigt sich bei „Reporter ohne Grenzen“ über mögliche gemeinsame Hilfen bei der Asylsuche entweder in Frankreich oder in Deutschland. Bis zum Entscheid unterstützt JhJ die in Ammann lebende Familie des Kollegen mit Geldspenden.
Geldspenden vor Ort
Einem mit JhJ in enger Verbindung stehendem Fotojournalisten mit vielen internationalen Kontakten wird ein derzeit in Deutschland lebender tschetschenischer Fotograf vorgestellt. Gemeinsam wird überlegt, wie man dem tschetschenischen Kollegen zu Aufträgen bei Bildagenturen verhelfen kann. Eine in einem NGO-Projekt im Ost-Kongo arbeitende ehemalige SZ-Kollegin unterrichtet den Verein über die Ermordung eines Journalisten in Goma. JhJ wird gebeten, die Familie des erschossenen Kollegen mit Geldspenden zu unterstützen. In Absprache mit der NGO-Kollegin wird eine Spende überwiesen und der Familie weitere Unterstützung zugesagt.
Ein Korrespondent des Bayerischen Fernsehens teilt per Mail mit, dass er in Kürze nach Zimbabwe fliegen wird. In der Liste der Länder, in denen ein freier, unabhängiger Journalismus besonders unterdrückt wird, nimmt Zimbabwe seit langem eine Spitzenposition ein. Viele Journalisten leben deshalb bereits im Exil. Aber nicht jeder kann und will sein Land verlassen. Der Vorschlag: Mit Spenden von außen wenigstens eine symbolische Unterstützung für diese Journalisten zu leisten. Dem BR-Korrespondenten wird eine Kontaktadresse mitgeteilt, die JhJ wiederum von einer deutschen Menschenrechts-Stiftung erhalten hat. JHJ garantiert eine bestimmte Geldsumme, die der BR-Kollege vor Ort und auf direktem Weg weiterleiten kann.
Viele dieser Hilfsaktionen können allein mit dem Jahresbeitrag der JhJ-Mitglieder nicht bewältigt werden. Deshalb bemüht sich der Verein auch um ein gezieltes Fundraising. So haben etwa bei der zeitlich wie finanziell sehr aufwendigen Betreuung eines kurdischen Journalisten, der bei einem Selbstmordanschlag in Erbil (Nord-Irak) ein Bein verloren und in München eine Prothese erhalten hat, verschiedene private Stiftungen mit Spenden geholfen.
Transnationale Solidarität
Vor diesem hier mit einigen Beispielen skizzierten Hintergrund von dramatischen Notsituationen von Journalistinnen und Journalisten in Kriegs- und Krisenregionen hat sich in den letzten Jahren eine Form von transnationaler Solidarität, eine „Civil Globalisation“ herausgebildet: Weltweit arbeiten verschiedene Selbsthilfeorganisationen zum Schutz der Pressefreiheit und der Journalisten eng zusammen. An erster Stelle ist hier das globale Netzwerk „Journalists in Distress“ zu nennen, das vom kanadischen IFEX-Büro (International Freedom of Expression Exchange) koordiniert wird. Zu dem Netzwerk gehören u.a. das amerikanische „Committee to Protect Journalists“, „Reporters Sans Frontieres“, der britische „Rory-Peck-Trust“ (entstanden nach dem gewaltsamen Tod des Kameramannes Rory Peck 1993 in Moskau), „Front Line“ aus Irland, „Article 19“ aus London, der internationale PEN und „Journalisten helfen Journalisten“.
So können zum Beispiel auch die Angaben der Hilfesuchenden rascher überprüft und Spendengelder gebündelt werden, um sie dorthin fließen zu lassen, wo sie gerade dringend gebraucht werden. Die kanadische IFEX-Büro verschickt zwei Mal wöchentlich einen Newsletter, in dem kontinuierlich und mit detaillierter Verlinkung zu den jeweiligen Quellen über Verletzungen der Pressefreiheit und Behinderungen von Journalisten vornehmlich in den weltweiten Kriegs- und Krisengebieten informiert wird. Die genannten Hilfsorganisationen stehen in engem Kontakt mit anderen NGO wie „amnesty international“, „Human Rights Watch“, oder dem deutschen Weltreporter.net, in dem sich freie Korrespondenten zusammengeschlossen haben.
Carl Wilhelm Macke,
Koordinator des jhj-Basislagers
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