Ein Bündnis aus sieben Organisationen und Institutionen aus dem Kultur- und Medienbereich, darunter die dju in ver.di, fordert die sofortige Freilassung des türkischen Verlegers und Kulturmäzens Osman Kavala. Kavala wird beschuldigt, die Gezi-Proteste finanziert zu haben, und sitzt seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft – auch nach der bindenden Forderung nach Freilassung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EMGR) vom Dezember.
Seit dem 1. November 2017 wird der 62jährige Kavala im Hochsicherheitsgefängnis in Silivri festgehalten. Ihm und weiteren 15 Angeklagten im sogenannten „Gesi-Prozess“ wird ein Umsturzversuch im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten von 2013 vorgeworfen. Doch bis auf Kavala befinden sich alle anderen mittlerweile auf freiem Fuß, unter ihnen auch der Journalist Can Dündar.
Konkret wird Kavala beschuldigt, die Gezi-Proteste mit ausländischer Hilfe finanziert zu haben. Der EGMR hatte in seiner Entscheidung vom 10. Dezember jedoch festgestellt, dass dafür keinerlei Beweise vorgelegt worden seien und die Inhaftierung nur der Einschüchterung diene. Sollte der Gründer der „Kulturstiftung Anadolu“ verurteilt werden, droht ihm lebenslange Haft.
Das zivilgesellschaftliche Bündnis – dem neben der dju in ver.di Amnesty International in Deutschland, die Akademie der Künste, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die das KulturForum TürkeiDeutschland, das PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen angehören – hat auch die Bundesregierung sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, sich für die sofortige Freilassung Kavalas sowie weiterer in der Türkei inhaftierter Kultur- und Medienschaffender einzusetzen.
Osman Kavala hat sein Leben der Förderung von Zivilgesellschaft und Kultur in der Türkei gewidmet. In den vergangenen 30 Jahren hat er zahlreiche unabhängige Menschenrechtsorganisationen unterstützt und eine Reihe von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Verlagen mitgegründet, unter anderem die Helsinki Citizens’ Assembly (heute Citizens’ Assembly genannt) zur Förderung der Menschenrechte, Anadolu Kültür – eine der größten Kulturstiftungen des Landes zur Förderung der kulturellen Verständigung in der Türkei – und den İletişim Verlag, der Literatur und Sachbücher veröffentlicht, die sich häufig mit den Tabuthemen der türkischen Gesellschaft auseinandersetzen.