Engagierte Medien
abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Das NETTZ entstand 2017 als Projekt von „betterplace lab“, der Denkfabrik von „betterplace.org“, Deutschlands größter Online-Spendenplattform. Nach Gesprächen mit Betroffenen von Hassrede sei deutlich geworden, dass es viele Initiativen gegen Hate Speech gibt, diese aber oft vereinzelt agierten, so Gleiß. Deshalb sei das NETTZ in Berlin als Koordinierungsstelle eingerichtet worden. Die Finanzierung des Projekts durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ lief zwar Ende 2019 aus, doch der zweite Unterstützer, die Robert-Bosch-Stiftung, hat seine Förderung aufgestockt und Gespräche mit weiteren neuen Geldgeber*innen laufen gut, ist Gleiß optimistisch.
Herzstück der NETTZ-Website sind etwa 90 deutschsprachige Initiativen, die sich gegen Hate Speech und für eine positive Debattenkultur engagieren. In der stetig wachsenden Rubrik „Akteur*innen“ werden sie vorgestellt – vom das No-Hate-Speech-Movement des Europarats, das in der Bundesrepublik von den Neuen Deutschen Medienmacher*innen koordiniert wird, bis zu Louis Klamroth und seiner Internetplattform „Diskutier mit mir“, die den Dialog mit Andersdenkenden fördern will. Entsprechend dem partizipativen Ansatz kann jede bzw. jeder weitere Initiativen für das NETTZ vorschlagen oder mit innovativen Ideen ein Projekt starten, dem beim jährlichen „Förderwettbewerb“ ein Preisgeld winkt. Dem Informationsaustausch der Community dienen monatliche Stammtische – offline in einem Berliner Café und online über Zoom.
„Wir sind mit gut 200 Initiativen in Kontakt, bringen die Leute zusammen und fungieren gleichzeitig als Anlaufstelle für Medien, Politik und Verwaltung“, beschreibt Hanna Gleiß die Kontakt- und Informationsarbeit des NETTZ-Teams. In der Rubrik „Wissen“ finden Interessierte ein Glossar und verschiedene Publikationen zum Thema – etwa die Studie „Hass auf Knopfdruck“ von 2018, die zeigt, dass es sich bei Hassreden zunehmend um „koordinierte Attacken“ handelt. Rechtsextreme nutzen gezielt unmoderierte Kommentarspalten reichweitenstarker Medien, um ihre Hassreden zu verbreiten. Deshalb sei es so wichtig, dass Medien Beiträge nicht einfach online stellten ohne sich um die Kommentierungen zu kümmern, betont Gleiß, die mit ihrem Team auch Lobbyarbeit macht – sei es durch politische Stellungnahmen oder in Gesprächen beim „Stammtisch on tour“ 2019.