Aktion für Joseph Guyler Delva, Haiti

Morddrohungen nach Kritik an Senator

Der Anrufer kam schnell zur Sache: „Es gibt Menschen, die Dir Dein Maul stopfen werden“, sagte der Mann, der seinen Namen natürlich nicht nannte. Im Dezember häuften sich solche Telefongespräche beim haitianischen Journalisten Joseph Guyler Delva. Sollte er sich weiter gegen den Senator stellen, werde er erschossen, warnte ein anderer anonymer Anrufer.


Die Drohungen gegen den Zeitungsredakteur Delva nehmen zu, seitdem dieser aufgedeckt hat, dass ein Mitglied des Senats in Port au Prince in den USA geboren und auch im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft ist. Weil die Verfassung Haitis eine doppelte Staatsbürgerschaft nicht zulässt und zudem Ausländer nicht für den Senat kandidieren dürfen, wurde dem betroffenen Senator im März 2008 der Sitz entzogen.
Delvas Kritik an dem Senator geht aber noch weiter. Er beschuldigte den Politiker indirekt, die Ermittlungen wegen des Mordes an einem Journalisten aus dem Jahr 2000 zu behindern, weil er mehrfach Vorladungen von Richtern nicht nachgekommen ist. Weil Delva das publik machte, wurde der Journalist von dem Senator angezeigt und schließlich wegen Diffamierung zu einem Jahr Haft verurteilt. Delva selbst und auch sein Anwalt waren bei dem Prozess nicht anwesend. Solange das Berufungsverfahren läuft, ist Joseph Guyler Delva auf freiem Fuß. Als Generalsekretär der Organisation SOS-Journalisten und Präsident einer unabhängigen Kommission versucht Delva seit Jahren die Morde an neun haitianischen Journalisten seit dem Jahr 2000 aufzuklären. Erst zwei Fälle sind geklärt; die Recherchen und Ermittlungen werden regelmäßig behindert und sind von anonymen Drohungen begleitet.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den haitianischen Präsidenten und fordern Sie, dass der Staat die Sicherheit des Journalisten Joseph Guyler Delva garantiert. Äußern Sie sich auch besorgt wegen seiner erstinstanzlichen Verurteilung wegen angeblicher Diffamierung, weil damit das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt wird.

Schreiben Sie auf Französisch, Englisch oder Deutsch an:
S.E. René García Préval
Président de la République d’Haïti
Palais National, Champ de Mars
Port-au-Prince
HAITI (W.I.)
Fax: 00 509 – 22 28 22 44

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Haiti
S.E. Herrn Jean Robert Saget
Uhlandstraße 14
10623 Berlin
Fax: (030) 8855 4135
E-Mail: haitbot@aol.com

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Inhalte brauchen Moderation

Theresa Lehmann ist Tiktok-Expertin bei der Amadeu Antonio Stiftung. Sie leitete das Modellprojekt pre:bunk, das zum Ziel hatte, Jugendliche mit Videoformaten zu Desinformation auf TikTok zu sensibilisieren. Mit M sprach sie über Regulierung, Verbote und Gefahren von Social Media.
mehr »

Die Newsfluencer kommen

In Deutschland vertraut eine Mehrheit der Menschen beim Nachrichtenkonsum in der digitalen Welt noch immer mehrheitlich auf klassische Medien. Das ist eine Erkenntnis aus einer im Oktober 2025 veröffentlichten Studie des Reuters Institute. Die britische Denkfabrik wollte herausbekommen, wie Menschen sich im Netz informieren. Dafür sind Personen in 24 Ländern befragt worden.
mehr »

Trumps digitaler Medienpranger

Donald Trump verfolgt mit seinen Attacken auf Medien und Journalist*innen drei Hauptziele: Ablenkung von eigenen Verfehlungen, Bindung seiner rechten Unterstützer*innen und Selbstbereicherung. Große Medienkonzerne unterstützen ihn, um eigene Profitinteressen zu fördern. Das Resultat ist eine Bedrohung von Pressefreiheit und Demokratie.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »