Künstleraktion für türkische Journalisten

Ein Ausschnitt aus der Sammlung von 39 Porträts, mit denen sich die Künstlergruppe für die Freilassung der Inhaftierten einsetzt. Quelle: Wahrheitskämpfer e.V.

Mit einem Offenen Brief macht die Künstlergruppe „Wahrheitskämpfer“ auf das Schicksal von 39 inhaftierten türkischen Journalisten aufmerksam. Im Gefängnis Silivri, wo sie einsitzen müssen, hat sich das Coronavirus stark verbreitet. Die Forderung nach Freilassung richtet sich an Präsident Erdogan und weitere türkische Amtsträger, soll aber auch beim Auswärtigen Amt in Berlin und bei der EU verbreitet werden.

Während Gewalttäter bei einer Corona-Amnestie freigelassen wurden, müssen die Journalisten weiter in Haft bleiben, kritisieren die Künstler und zitieren den Journalisten Ahmet Altan aus der Haft: „Ich bin 70 Jahre alt und ich bin im Gefängnis. Ich weiß besser als die meisten von Euch, wie es ist, auf dem Meeresgrund zu sitzen und vom Tode angepeilt zu werden. (…) Ich schreibe dies, während ich in einer Gefängniszelle auf den heftigen Angriff eines Virus warte, der Menschen meines Alters tötet. Ich bin nicht optimistisch, was mich selbst betrifft, aber optimistisch für die Menschheit, der ich angehöre.“

„Wir sind Künstler*innen aus aller Welt und zeichnen ermordete und inhaftierte Journalist*innen, um ihnen ein Denkmal zu setzen“, heißt es im Aufruf der Gruppe. „Journalist*innen müssen ungehindert ihren Beruf ausüben können. Aktuell machen wir uns Sorgen um 39 Journalisten.“

Die Künstlergruppe hat sich ursprünglich in Frankfurt am Main gegründet. Mittlerweile haben sich Kolleg*innen aus ganz Deutschland angeschlossen. Seit 2015 zeichnen und malen sie Portraits ermordeter und inhaftierter Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt als Denkmale der Pressefreiheit. Seit 2017 werden die Bilder zudem in einer Online-Ausstellung und als Wanderausstellung gezeigt, die durch ganz Deutschland tourt.

Die aktuelle Aktion mobilisiert für die Freilassung von türkischen Journalisten, die im berüchtigten Gefängnis Silivri 70 Kilometer westlich von Istanbul einsitzen und dem Coronavirus schutzlos ausgeliefert sind. Nach offiziellen Angaben waren Ende Mai 82 Insassen infiziert, einer ist daran gestorben.

Künstler der Gruppe haben „mit Hochdruck“ an der Fertigstellung von Porträts der Inhaftierten gearbeitet. Der Offene Brief und die Namen von über 100 Erstunterzeichnerinnen stehen der Homepage als Download zur Verfügung. Auch die Mitzeichnung ist möglich.

Unterstützer können den Offenen Brief als Ausdruck oder per e-mail an die angegebenen Dienststellen schicken.

Die Forderung betrifft diese inhaftierten Journalisten:

Mustafa Erkan Acar – Faruk Akkan – Tuncay Akkoyun – Ahmet Altan Hüseyin Aydın – Mehmet Baransu – Osman Çalık – Gökçe Fırat Çulhaoğlu Yakup Çetin – Mutlu Çölgeçen – Habip Güler – Nuh Gönültas – Mahmut Gülecan – Ercan Gün – Serkan Sedat Güray – Yılmaz Kahraman Cemal Azmi Kalyoncu – Hidayet Karaca – Bayram Kaya – Abdullah Kilic Seyid Kilic – Muhammed Sait Kuloğlu – Ali Kuş, – Ahmet Memiş – Ali Özparun – Erdal Şen – Ahmet Metin Sekizkardeş – Emre Soncan Yakup Şimşek – Ufuk Şanlı – Ünal Tanık – Mümtazer Türköne – Mustafa Ünal – Oğuz Usluer – Cuma Ulus – Fevzi Yazıcı – Aykut Yıldır Hüdaverdi Yıldırım – Yetkin Yıldız

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »