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Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Form und Inhalt basieren auf mutigen Entscheidungen. Für den Gründer sind sie folgerichtig. Daniel Puntas Bernet hat selbst als Journalist gearbeitet, erst bei der NZZ am Sonntag, dann als Freier. Dort hat er beobachtet, dass das Genre der Reportage immer mehr verschwindet. Also gründete er eben ein Reportagemagazin. Doch wie sollte es aussehen? „Auch das war relativ einfach“, erzählt er. Ein Blick auf die etwa 3000 Titel am Kiosk in Deutschland zeige: 99 Prozent haben Fotos auf dem Cover. „Wenn man auffallen will, braucht man nicht mit einem weiteren tollen Foto zu kommen“, sagt er. Das brauche es auch nicht, um die Geschichten zu entfalten. „Die Erzählung formt die Bilder im Kopf des Lesers. Sie gestatten einen erzählerischen, subjektiven Zugang zur Welt, der es erlaubt, sie besser zu verstehen.“
Die Reportagen erzählen Geschichten aus der ganzen Welt, in der aktuellen Ausgabe etwa über den „Preis der Rebellion“ von jungen politischen Aktivisten aus Burma. In „Verloren in Optionen“ schildert Esther Göbel in einer intimen Nabelschau den Zeitgeist des postmodernen Menschen und seinen Kampf um Selbstentfaltung zwischen Fertigpizza und Netflixserien. In „Nichts als grüne Luft“ offenbart Christoph Keller die verzweifelten Versuche des Erdölkonzerns Shell, sich als zukünftiger Klimaschützer zu verkaufen.
Was gibt es Schöneres, als gute Geschichten zu lesen, die auch noch wahr sind? Das wollen pro Ausgabe, die sechsmal im Jahr erscheint, 11.500 Abonnenten. Mit Direktverkauf und Promotionen macht das eine Auflage von 19.500 Exemplaren. 55 Ausgaben sind bis jetzt erschienen, seit dem Start 2011 ist die Auflagenzahl stetig nach oben gegangen. Der Anstieg sei linear, sagt Daniel Puntas Bernet: „Wir wachsen langsam, klein und stabil.“ Das nostalgische Medienformat – bedrucktes Papier ohne Fotos – kommt bei Jüngeren besonders gut an. „Etwa die Hälfte unserer Leser ist unter 35.“ Deshalb sieht er der Zukunft des Journalismus sehr positiv entgegen, trotz Medienwandels. „Aber man muss immer einen Ticken besser sein, man muss Neues, Relevantes machen, schauen, dass sich die Leser nicht langweilen. Wenn wir beliebig werden, werden die Leute davonlaufen.“