ver.di kritisiert fehlendes Verlagskonzept von Suhrkamp für Berlin
FRANKFURT AM MAIN. Für die Beschäftigten des Suhrkamp-Verlages gibt es seit dem 2. April einen Sozialplan. Er regelt die Konditionen des Verlags-Umzuges zur Jahreswende 2009/2010 von Frankfurt nach Berlin. Ausgerechnet zum 50. Todestag des Verlagsgründers Peter Suhrkamp am 31. März hatte die Verlagsleitung allen Verlagsangestellten Änderungskündigungen ausgesprochen.
„Der Betriebsrat hat hart und oft auch kräftezehrend mit der Geschäftsführung verhandelt. Herausgekommen ist ein gutes Vertragswerk im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Volker Koehnen von ver.di Hessen. Nach mehreren Runden zwischen Betriebsrat und Verlagsleitung waren die Verhandlungen zunächst für gescheitert erklärt worden. Erst in der Einigungsstelle konnten sie zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. In mehreren Punkten hätten sich Positionen des Betriebsrates, etwa bei den Abfindungs- und Pendlerregelungen, durchgesetzt, so Koehnen zufrieden. Dies ändere aber nichts an dem nach wie vor kritisch bewerteten Umzug des Verlags, „aber wenigstens konnten Härten abgemildert werden“.
Koehnen kritisierte gemeinsam mit der Belegschaft und dem Betriebsrat, dass es immer noch keine Informationen der Verlagsleitung dazu gebe, wie sich der Suhrkamp-Verlag in Berlin inhaltlich und personell (neu?) aufstellen werde: „Seit Wochen gibt es Versuche, konkrete Antworten der Verlagsleitung auf für Mitarbeiter entscheidende Fragen zu erhalten. Was soll zum Beispiel in Berlin anders gemacht werden als in Frankfurt? Sieht das neue Verlagsprogramm so aus wie das alte?“ Ungeklärt ist nach wie vor die Immobilienfrage, auch wenn das Nicolaihaus in Berlin-Mitte im Gespräch ist. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass es gar kein Konzept gibt und die finanziellen Segnungen der Stadt Berlin begierig angenommen wurden, bevor es überhaupt inhaltlich-strategische Überlegungen zur Zukunft des Verlags gab – da wurde wohl der zweite vor dem ersten Schritt gemacht“, so Koehnen.