Der Junker und der Kommunist

Hintergründe zur Operation Walküre

Wer war Fritz Perlitz? Kaum noch einer kennt den Namen des überzeugten Marxisten, der sich schon zu Zeiten der Weimarer Republik für unterbezahlte und arbeitslose Landarbeiter stark machte, Mitte der 1930er Jahre in Spanien gegen den Faschismus kämpfte und im KZ Sachsenhausen den Grafen Carl-Hans von Hardenberg näher kennen lernte, der sich im Juli 1944 am Hitler-Attentat beteiligt hatte.


Ilona Zioks Doppelporträt belebt das Interesse an den zwei unterschiedlich sozialisierten und politisch orientierten Persönlichkeiten wieder, die unter extremen Umständen zu Freunden wurden, verbunden durch ein gemeinsames Feindbild.
Protagonistinnen unter den befragten Zeitzeugen sind Perlitz’ inzwischen verstorbene Witwe Wally sowie die Hardenberg-Tochter Reinhild, genannt „Wonte“, die als Sekretärin ihres Vaters arbeitete und mit Werner von Haeften verlobt war, dem Adjudanten des Bombenlegers Claus von Stauffenberg. Von Anfang an habe ihr Vater den Krieg verurteilt, erinnert sie sich. Den entscheidenden Entschluss, sich an dem Hitler-Attentat zu beteiligen, fasste er, als er 1941 von den Juden-Massakern im weißrussischen Borissow erfuhr.
„Der Junker und der Kommunist“ ist eine ohne Fördermittel frei finanzierte Produktion und im Vergleich mit dem Hollywood-Blockbuster „Operation Walküre“ zweifellos der fundiertere Beitrag zum deutschen Widerstand. Denn anders als der US-Regisseur Bryan Singer, der den Hergang vom 20. Juli 1944 als Actionthriller  rekapituliert, beleuchtet Ilona Ziok mit einer Fülle von Zeitzeugenaussagen und wertvollen historischen Archivaufnahmen sehr genau die Hintergründe zur Operation Walküre.
„Der Junker und der Kommunist“ ist weder ein Plädoyer für den Kommunismus noch für den Kapitalismus, sondern ein Film, der sehr lebendig und authentisch 80 Jahre deutscher Geschichte reflektiert.  

Filmdaten

D 2008.
Regie: Ilona Ziok.
Mit: Reinhild und Astrid von Hardenberg, Wally Perlitz, Richard von Weizsäcker u.a.
72 Min. Seit April im Kino.

Weitere aktuelle Beiträge

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »

Filmtipp: Good News

In „Good News“ beschäftigt sich Regisseur Hannes Schilling mit der schwierigen Arbeit von Auslandskorrespondent*innen in gefährlichen Gebieten. Es ist eine so turbulente wie traurige Geschichte über Tätigkeiten fernab der Redaktionen und sie erinnert nicht ganz zufällig auch an wahre Begebenheiten. Der Film ist Schillings Spilefilmdebüt.
mehr »