Jugend des neuen Fachbereiches geht mit vielen Vorhaben in die nächsten vier Jahre
Mit Optimismus und der „Lust drauf, sich zu engagieren“ gingen junge ver.di-Mitglieder vor vier Jahren daran, sich in der Gewerkschaft in einem neuen Fachbereich zusammen zu finden. Dieses Vorhaben scheint schon ein stückweit gediehen, schauen wir auf die Ergebnisse der ersten Bundesjugendkonferenz des Fachbereichs Anfang Februar. Erstmals haben sich dazu in Gladenbach 54 Delegierte der verschiedensten Branchen getroffen. An den Vorbereitungen waren viele beteiligt – erstes Kennenlernen war programmiert. Nun geht es ans „Zusammenwachsen“, so das aktuelle Motto. Und so unterschiedlich wie die Berufsfelder im Fachbereich „Finanzdienste, Kommunikation und Technologie, Kultur, Ver- und Entsorgung“ (FB A) sind, so gleich sind die Interessen, etwa wenn es um gute Ausbildungsbedingungen mit der dazugehörigen Vergütung oder der Mitbestimmung in den Betrieben geht.
Eröffnet wurde die Konferenz von Oskar Michel. Der bisherige Vorsitzende des Jugendfachkreises auf Bundesebene bei der Telekommunikation und den Informationsdienstleistungen, kurz TK/IT, verabschiedete sich, da er den Jugendstrukturen entwachsen ist. Wie auch Kai Reinartz, ehrenamtlicher Vorsitzender der ver.di-Jugend, ging Michel auf die Herausforderungen in der vergangenen Wahlperiode ein, die stark von globalen Krisen geprägt war. Dennoch habe es viele Erfolge in dieser Zeit gegeben, betonte Reinartz. So hat sich die ver.di-Jugend für eine Mindestausbildungsvergütung eingesetzt. Das entsprechende Gesetz über 680 Euro im Monat wurde verabschiedet. Keine Ausbildung darf mit weniger vergütet werden. Begonnen wurde, für eine Ausbildungsplatzgarantie zu streiten. Das heißt, jeder soll einen Ausbildungsplatz staatlich garantiert bekommen. Der erste Gesetzentwurf steht zur Diskussion.
Neugier und Freude als zentrale Faktoren für das Zusammenwachsen im Fachbereich bescheinigte Bundesfachbereichsleiter Christoph Schmitz den Delegierten in seinem Grußwort. Wichtig sei die gewerkschaftliche Arbeit im Betrieb. Junge Leute sollten hier Gewerkschaft leben, um mehr Mitstreiter*innen zu gewinnen. Er verwies auf die vielen aktuell laufenden Tarifverhandlungen, wie die im Öffentlichen Dienst. Dabei müsse es ver.di noch stärker als bisher gelingen, auf Verbesserungen für Auszubildende und dual Studierende zu drängen. „Attraktiv für junge Arbeitskräfte zu sein, ist für unsere Gewerkschaft ebenso eine Überlebensfrage, wie für die Unternehmen.“ Er rief auf: „Mischt euch ein, seid kreativ und bleibt hartnäckig bei allen Fragen, die euch und eure Kolleg*innen betreffen!“ Aber klar sei auch, dass Jugendarbeit nicht nur von der Jugend gemacht werden müsse. Das sei eine Aufgabe für alle, so Schmitz.
Auch Jugendkoordinator Thomas Bachmann ist überzeugt, dass der Sinn von ver.di der Austausch, das Netzwerken und das gemeinsame Grübeln – neudeutsch: Brainstorming – ist, um Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Unsere „Waffe“ dafür ist unsere Solidarität. Werkzeuge dafür lieferte auch Romy Schneider vom Projekt Aktivierende Gewerkschaftsarbeit, dessen Leitsatz lautet: „Das Herz der Gewerkschaft schlägt im Betrieb“.
Nach der Entlastung des alten Vorstands wurde der neue geschäftsführende Vorstand gewählt und seine Mitglieder bestätigt. Herzlichen Glückwunsch an: Joana Starck, Lukas Gertzen, Dustin Pilz und Nino-Pascal Bündgen. Mit den kämpferischen Worten von Dustin geht es nun an die Arbeit: „Wir haben uns lange genug in den letzten Jahren mit uns selbst und unserer Struktur beschäftigt. Es ist Zeit, sich Problemen, die wir auch in der Ausbildung haben, zu stellen und nach vorne zu schauen.“.
Großes Diskussionspotenzial hatte ein Antrag, der sich mit Gewerkschaften in den Schulen befasste. Weitgehende Einigkeit konnte darüber erzielt werden, dass Gewerkschaften und ihre Themen viel mehr in Schulen präsent sein müssen und ver.di viel besser mit den demokratischen Schüler*innen-Vertretungen zusammen arbeiten sollte. Deshalb wurde dem Antrag zugestimmt. Heftig diskutiert wurde auch ein Antrag zu den Jugendstrukturen bei der Telekom. Die Besonderheit dort, nach dem eigenen Ausbildungstarifvertrag gibt es Auszubildenden-Vertretungen, die eigenständig wie ein „kleiner Betriebsrat“ agieren können. Die Antragsteller votierten dafür, das zu ändern. Das ergab Widerspruch gepaart mit der Warnung, wie gefährlich es sei, gut funktionierende tarifvertraglich vereinbarte Strukturen aufzugeben. Mehrheitlich wurde der Antrag abgelehnt.
Nach einer 20er Jahre-Party am Abend wurden am nächsten Tag weitere Anträge angenommen, die unter anderem mit Aufsichtsratsmandaten, dem JAV-Wahlalter und einer Home-Office-Pauschale befasst waren. Beschlossen wurde ebenfalls, dass die Fachbereichsjugend diverse Veranstaltungen planen sollte. Neben regelmäßigen Konferenzen ist da beispielswiese an „Vernetzungsfestivals“ gedacht. Breite Zustimmung fanden auch Anträge für eine Bier-/Softdrink-Preisbremse in gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen. Abschließend haben sich die Delegierten mit zwei Initiativanträgen beschäftigt, die sich für bezahlbaren Wohnraum für Nachwuchskräfte und die Unterstützung frauen*rechtlicher und antisexistischer Bewegungen einsetzten. Widerspruch für diese Ziele gab es nicht.