Streitbar und geradezu

Erinnerung an Peter Venus

Peter Venus war Journalist und überzeugter Gewerkschafter. Für seine Sache stritt er laut, mit Leidenschaft. Wer ihn kannte, behält seine dunkle, oft polternde und bis zuletzt bayrisch gefärbte Stimme im Ohr.

Peter Venus Foto: Ch. v. Polentz / transitfoto.de
Peter Venus Foto: Ch. v. Polentz / transitfoto.de

Aus München „der Liebe wegen“ in die DDR reisend, gehörte er zu den wenigen Bundesbürgern, die auch da arbeiteten und blieben. Bei der Berliner Zeitung beschäftigt, kam er mit dem Mauerfall unvermutet wieder im Westen an und erlebte im Berliner Verlag – gekauft von Gruner & Jahr – den Einzug des „real existierenden Kapitalismus“. Als politisch denkender, kluger Kopf wurde Peter in den Betriebsrat und zum Vorsitzenden gewählt. Dank seiner Westerfahrungen trug er in den existenziellen Auseinandersetzungen bei der Privatisierung und Schließung von Medien dazu bei, dass Kolleginnen und Kollegen ihre Rechte kennen und einzufordern lernten.

Seiner Hartnäckigkeit und seinem Verhandlungsgeschick ist maßgeblich zu danken, dass 1992 Tarifverhandlungen und Streik in der Berliner Zeitung in einem Haustarifvertrag mündeten, der den Redakteurs-Flächentarifvertrag (Mantel) voll übernahm und der bis heute gilt.
Peter gehörte dem Hauptvorstand der IG Medien an, bis diese 2001 in ver.di aufging. Im Berliner Landesbezirksvorstand kämpfte er für die Interessen der neuen Mitglieder. Er wollte eine Gewerkschaft mit erweitertem politischem und kulturellem Mandat, wehrte sich gegen „Bündnisse“ mit der Gegenseite, setzte sich für eigenständige gewerkschaftliche und gesellschaftliche Ziele ein.
Am 15. Januar 2013 ist Peter kurz vor seinem 65. Geburtstag gestorben.

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