Einer von drei Frauen weltweit widerfährt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche Gewalt und/oder sexualisierte Gewalt. Gemessen an der derzeitigen Weltbevölkerung sind dies etwa eine Milliarde Frauen und Mädchen – auf englisch „one billion“. Darauf bezieht sich die weltweite Bewegung One Billion Rising, die den 14. Februar, der allgemein als Valentinstag begangen wird, dazu ernannt hat, sich gegen diese Gewalt zu positionieren.
One Billion Rising will Gewalt und die damit einhergehende Ungerechtigkeit, die gewaltbetroffene Frauen erleiden müssen, in den Fokus rücken. Öffentlich und gemeinsam kann dies in Form von Kundgebungen, Streiks oder einer gemeinsamen Tanzperformance geschehen. Zu dieser gibt es einen eigenen Song („Break the Chain“ – Zerbrich die Ketten – von Tena Clark) sowie eine eigene Choreographie.
Der Tanz soll Freude und Gemeinschaft ausdrücken und „feiern, dass die Gewalt nicht gesiegt hat“. In diesem Jahr lautet das Motto „Rise for Empathy“: Es bedeutet, dass vor allem den Ursachen von Gewalt präventiv mit Empathie und gewaltfreier Kommunikation entgegengewirkt werden soll.
Gewalt nimmt zu – auch gegen Journalistinnen
Das 2024 vom Bundesinnenministerium vorgestellte Lagebild Straftaten gegen Frauen zeigt, dass vor allem digitale Gewalt weiter zunimmt. Mehr als 17.000 Frauen und Mädchen sind demnach im vergangenen Jahr Opfer digitaler Gewalt geworden. Das ist ein Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zum vorherigen Jahr (2023).
Besonders betroffen davon sind auch Journalistinnen – sie erfahren digitale Gewalt in den Kommentarspalten ihrer Online-Artikel, auf ihren Social-Media-Accounts oder auch in Direktnachrichten. Halten Medienschaffende den Hass, der ihnen entgegenschlägt, nicht aus, hören sie auf, zu bestimmten Themen zu arbeiten, erklärt Omid Rezaee, freier Journalist und Projektmitarbeiter beim „No Hate Speech Movement“ der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“. Insofern bedrohe digitale Gewalt auch die Pressefreiheit.
200 Länder, 200 Orte
Gestartet wurde die Initiative One Billion Rising 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler nach einer Aussage des US-amerikanischen Politikers Todd Akin (Republikaner), der sich dagegen aussprach, vergewaltigten Frauen die Möglichkeit zu geben, im Fall einer damit verbundenen Schwangerschaft eine Abtreibung vornehmen lassen zu können.
Weltweit sind Frauen und Mädchen in rund 200 Ländern in „One Billion Rising“-Gruppen aktiv, in Deutschland engagieren sich Initiativen in etwa 200 Städten und Gemeinden. Für dieses Jahr sind Aktionen an mindestens 150 Orten geplant, die bundesweit unter dem Motto One Billion Rising stattfinden. In Berlin werden sich Aktivist*innen um 17 Uhr am Brandenburger Tor versammeln.