Die Cartoonlobby ist mit ihrem Jahresrückblick der Karikaturen wieder zu Gast in der MedienGalerie im Haus der Buchdrucker in Berlin. Bis zum 23. März 2023 sind hier über 100 Karikaturen, von 50 Zeichnerinnen und Zeichnern aus ganz Deutschland zu sehen. Die Rückschau steht unter dem Motto „Zeitenwende ohne Ende…!“ Zusätzlich zeigt die Cartoonlobby eine Diashow im Schaufenster der Galerie mit mehr als 200 Cartoons aus dem Jahr 2022.
Ob Klimawandel, Krieg gegen die Ukraine, Gigafactory, Laufzeit der Atomkraftwerke, Heizkosten, medizinische Unterversorgung auf dem Land oder die Ayatollahs im Iran als Sturzflugbomber, die auf Demonstrationen zielen (Tonguc), viele der Themen, die von den Karikaturist*innen aufgespießt wurden, werden uns auch in diesem Jahr begleiten. Wie es schon der Cartoon von NEL auf der Einladung zeigt: „Ich bin wach, aber der Alptraum ist noch da.“
Aktuelle Themen satirisch gewendet
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist natürlich auch ein Thema, vertreten zum Beispiel mit der Karikatur von Klaus Stuttmann, dessen Zeichnungen (fast) täglich im „Tagesspiegel“ zu sehen sind. Fragt ein Katari auf den Sitzen des Stadions den anderen: “Wenn die Fußballspieler so viel verdienen, warum rackern die sich so ab und lassen nicht ihre Arbeitssklaven den Job erledigen?“
Zu den wiederkehrenden Ereignissen gehört wohl auch die Silvesterböllerei, die Birgit Dodenhoff sarkastisch aufgreift: „Hände weg von Böllern“, sagt die Schwester zum Patienten, der mit verbundenen Armen im Bett liegt. Der nörgelt herum, dass er keine Belehrung wolle, sondern den Befund. „Das war der Befund!“ Positiver blickt Rainer Demattio auf „Tante Ernas neue Freiheit“: Seit es das 9-Euro-Ticket gibt, fährt sie immer eine Station weiter als nötig, um es richtig zu genießen.
Zwiespältige Gefühle verursachen manche der Karikaturen zum Krieg in der Ukraine. Etwa der hoffnungsvolle Blick von Steffen Gumpert in die Zukunft. Er zeichnet Wladimir Putin im T-Shirt, auf dem zu lesen ist: „I‘ve tried to conquer Ukraine, but all I got is this stupid T-Shirt“.
Cartoonlobby sucht eigene Räume
Bereits zum achten Mal präsentiert die Cartoonlobby ihre Jahresrückschau in der MedienGalerie, „weil wir ja noch kein eigenes Museum haben“, wie der Geschäftsführer der Cartoonlobby, Andreas Nicolai, bei der Eröffnung erklärte. Seit vielen Jahren sucht der Verein ein Domizil in der Hauptstadtregion, bisher ohne Erfolg. 2021 musste die Cartoonlobby ihr bisheriges Haus in Luckau im Spreewald verlassen. Seither sind die Sammlungen in Premnitz nordwestlich von Brandenburg an der Havel eingelagert. Für Forschende ist ein Arbeitsbesuch möglich, aber der Verein möchte gerne dauerhaft seine Sammlung zeigen, möglichst parallel mit aktuellen Sonderausstellungen. Notwendig wären dafür Räumlichkeiten zwischen 600 und 1000 Quadratmetern, gerne auch mit anderen Organisationen in einem gemeinsamen Gebäude, sagte Nicolai im Gespräch mit M.
Constanze Lindemann begrüßte die rund 50 Gäste der Ausstellungseröffnung des satirischen Jahresrückblicks als „Hausherrin“ in der MedienGalerie nach drei Jahren Corona-Pause. Sie zeigte sich hoffnungsvoll, dass man durch die zwei Internetseiten, die bisherige Seite mediengalerie.org und die neue, im ver.di-Format gestaltete Seite mediengalerie.verdi.de mehr Aufmerksamkeit für die Ausstellungen und Veranstaltungen in der MedienGalerie erreichen könne. Sie hoffe ebenfalls, die Öffnungszeiten über die bisherigen jeweils drei Stunden am Dienstag und Donnerstag (15 bis 18 Uhr) ausweiten zu können.
Mit einem Blick in die Zukunft schloss sie ihren Willkommensgruß zum Cartoon-Rückblick ab: 2024 kann der Baubeginn des Hauses der Buchdrucker vor hundert Jahren gefeiert werden, ebenso wie die Gründung der Büchergilde Gutenberg. Sie hatte lange Zeit ihren Sitz im Haus der Buchdrucker an der Dudenstraße in Berlin-Kreuzberg. Seit 2001 ist die MedienGalerie dort zuhause.
„Zeitenwende ohne Ende…!“ Der Jahresrückblick 2022 der Cartoonlobby in der MedienGalerie, Dudenstr. 10 in Berlin. Bis 23. März 2023. Geöffnet dienstags und donnerstags 15 bis 18 Uhr.