Der Podcast „Über Israel und Palästina sprechen“ ist ein Crashkurs für alle, die zentrale Begriffe und Widersprüche der Nahost-Debatte verstehen wollen. Er bietet zugleich die Möglichkeit, Stimmen und Positionen kennenzulernen, die sonst selten Gehör finden. Was ist Antisemitismus – und was antipalästinensischer Rassismus? Was bedeutet Staatsräson? Ab wann ist es legitim, von Genozid zu sprechen? Und wie fühlt es sich an, Angehörige in Israel oder Gaza zu haben?
Der Podcast Über Israel und Palästina sprechen widmet sich den großen Fragen der Nahost-Debatte. Zu Gast sind Wissenschaftler*innen, unmittelbar Betroffene, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Journalist*innen. Die Gespräche sind Deep Dives mit geballtem Wissen. Meist dauern sie eine Stunde oder länger.
Miteinander sprechen
Der Betreiber des Podcasts Shai Hoffmann ist vor allem durch das Bildungsformat Trialoge bekannt. Dabei besuchen stets eine jüdische Person mit israelischen Wurzeln sowie eine Person mit palästinensischen Wurzeln gemeinsam eine Schule, um für eine kurze Zeit einen sicheren, offenen Raum für Gespräche zu bieten.
Bei diesen Begegnungen habe er gemerkt, wie viel Unsicherheit und Unwissen es gibt und wie groß das Bedürfnis zu sprechen ist, erzählt Hoffmann. Der Podcast soll eine solche offene Diskussion in die breite Gesellschaft tragen.
Mittlerweile kommt „Über Israel und Palästina sprechen“ auf mehr als 70 Folgen. Dank einer Förderung der Robert Bosch Stiftung kann Hoffmann auf ein kleines Team zurückgreifen, das ihn bei inhaltlichen Recherchen und der technischen Produktion unterstützt.
Die Interviews führt er meist in seinem Büro in Berlin, Sitz seiner gemeinnützigen Gesellschaft im Wandel gGmbH. Zuletzt reiste er jedoch mehrere Wochen nach Israel und Palästina. Dort hat er für den Podcast unter anderem mit einem israelischen Kriegsdienstverweigerer, den Regisseuren der preisgekrönten Doku No Other Land und einem Aktivisten der israelischen NGO Breaking the Silence gesprochen.
Podcast als Gegenöffentlichkeit
Besonders spannend für Journalist*innen wird es, wenn der Podcast die Medienbranche selbst in den Blick nimmt. Zu Gast ist etwa die Kommunikationswissenschaftlerin Nadia Zaboura mit ihrer harten Medienkritik. Die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann, der Tagesspiegel-Redakteur Julius Geiler sowie die freien Journalist*innen Hanno Hauenstein und Kristin Helberg erzählen von ihren Erfahrungen in diesem verminten Diskursfeld.
Die meisten Gäste schauen kritisch auf die deutsche Nahost-Politik und -Berichterstattung. Sieht er seinen Podcast als Gegenöffentlichkeit? „Das kann man so sagen“, meint Hoffmann. Er biete bewusst Menschen und Positionen eine Plattform, die nicht ohnehin schon den Diskurs dominieren. Auch, weil er Möglichkeiten habe, die anderen verwehrt sind: „Als jüdischer, weißer Cis-Mann habe ich in unserer Gesellschaft andere Privilegien als Palästinenser*innen, die von diversen gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeiten betroffen sind.“
Auch deutsche Medienschaffende selbst hadern mit dem Nahost-Diskurs. Das hat unter anderem die Nahaufnahme 2025 von Reporter ohne Grenzen Deutschland gezeigt. Wie blickt Hoffmann auf den deutschen Journalismus? Wie viele seiner Gäste hält er ihn in großen Teilen für einseitig, zugunsten israelischer Positionen und kritisiert eine oft zu beobachtende pauschale Abwertung von Palästina-Solidarität. In den letzten Monaten seien die Debatten offener geworden. Auch Journalist*innen, die zuvor strikt pro-israelisch argumentiert hätten, würden ihren Kurs jetzt neu ausrichten.
Das begrüßt er. Es dürfe nun aber nicht der Eindruck entstehen, als sei es nie anders gewesen: „Ich würde mir wünschen, dass Journalist*innen, die aufgrund ihrer Lautstärke und Präsenz lange Zeit zu einem toxischen Diskurs beigetragen haben, mutig genug sind, öffentlich zu reflektieren, was falsch gelaufen ist. Und dass sie sich vielleicht auch entschuldigen und nicht so tun, als ob sie immer dagegen gewesen wären.“
Der Charme des Podcastens
Das Schöne am Podcast-Format sei, dass man selbst bestimmen kann, wer hörbar und sichtbar ist. Außerdem mache die Arbeit irrsinnig viel Spaß: „Podcasten ist für mich wie eine private Uni-Stunde. Ich lerne in jeder Folge sehr viel dazu. Dieses Geschenk, das ich bekomme, will ich mit der Welt teilen.“
„Über Israel und Palästina sprechen“ auf Podcast.de, die Folgen sind auch auf den üblichen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple Podcasts oder Podimo zu finden.

