Beruf Schaltmeisterin: Monika Brummund

Monika Brummund, Schaltmeisterin beim Deutschlandradio in Berlin.
Foto: transitfoto/Christian von Polentz

Den Überblick behalten

Ohne das tragbare Telefon geht es nicht: Zur Begrüßung im Flur des Deutschlandradio-Funkhauses am Berliner Hans-Rosenthal-Platz bringt Monika Brummund es mit. „Ich muss immer erreichbar sein“, sagt die 55-Jährige. Das Telefon wird dann auch öfter klingeln an diesem Morgen. Während die meisten Kolleg*innen so langsam eintrudeln, hält Monika Brummund bereits seit sechs Uhr morgens die Stellung im Schaltraum. Es ist der technische Knotenpunkt des Funkhauses, alle Schaltungen und Leitungen laufen über diesen Raum.

Da gilt es, den Überblick zu behalten: Die Schaltmeisterin wacht über eine beeindruckende Anzahl an Bildschirmen, Telefonen, Reglern und Knöpfen. Von hier aus stellt sie Verbindungen zu den Korrespondenten in aller Welt her, baut Konferenzschaltungen für die Kolleg*innen auf, kümmert sich um Leitungen für die Ü- Wagen und spricht sich mit Techniker*innen in den Studios ab – um nur ein paar ihrer Aufgaben zu nennen.

Sie ist Ansprechpartnerin für alle mögliche Fragen. „Hat hier jemand ein Problem, heißt es: ‚Ruf den Schaltraum an‘“, sagt Monika Brummund. Sie ist auch zur Stelle, wenn mal gar kein Ton mehr zu hören ist. Gibt es im Programm mehr als 30 Sekunden Stille, meldet sich das Warnsystem. Dann begibt sie sich auf die Suche nach der Ursache für den Sendeausfall und behebt das Problem so schnell wie möglich. „Havarie-Situation“ nennen sie das beim Radio.

Die gebürtige Berlinerin hat ihren Beruf beim DDR-Rundfunk gelernt. Facharbeiterin für Nachrichtentechnik hieß das damals, mit einer Spezialisierung auf tontechnische An-lagen. Diese Ausbildung – der Name verrät es – hatte eine klare technische Ausrichtung auf den Bereich Ton. Heute sei das anders, sagt Monika Brummund: Wer beim Deutschlandradio die Ausbildung als Mediengestalter*in Bild und Ton durchläuft, muss sich in vielen Bereichen auskennen, sollte idealerweise Noten lesen und ein Instrument spielen können.

Monika Brummunds Schwerpunkt war seit der Ausbildung die Hörspielproduktion. Dann kam die Wende, viele Mitarbeiter*innen verloren ihren Job. Brummund bewarb sich erfolgreich für eine Stelle beim neu gegründeten Deutschlandradio. An ihrem neuen Arbeitsplatz im Berliner Westen war sie zunächst im Bereich Produktion tätig, dann zuständig für die Übertragung der Sendungen. 2005 wurde eine Stelle im Schaltraum frei. Bis zu diesem Zeitpunkt habe sie „alles durchlaufen, was der Rundfunk hergibt, nur der Schaltraum hat mir noch gefehlt“, sagt sie.

Ihr Beruf hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Früher zum Beispiel, wenn mal etwas nicht geklappt hat mit der Übertragung bestimmter Sendungen, konnte es vorkommen, dass Brummund Kolleg*innen verständigen musste, die dann zum Langwellen-Sendemast fuhren und überprüften, ob dort ein Fehler vorliegt. Heute läuft natürlich alles digital. Monika Brummund hat ein Auge auf Online-Streams und Podcasts und sorgt dafür, dass die Übertragung auch dann funktioniert, wenn im Internet viel los ist und die Datenrate nach unten geht.

Der Schaltraum ist rund um die Uhr besetzt. Für die Schaltmeister*innen bedeutet das: Schichtdienst. Als sie im Schaltraum anfing, habe sie ihrem Mann und ihren zwei Kindern den Dienstplan gezeigt und gefragt: „Ist das in Ordnung für euch?“ Die Kinder waren da schon groß, alle waren einverstanden. Monika Brummund mag den Schichtdienst. Anders als andere Schicht-arbeiter*innen leidet sie nicht unter Schlafproblemen.

Das Telefon klingelt: In einem Landesstudio funktioniert die Übertragung eines Gesprächs nicht. Brummund schaltet sich ein, man hört den Studiogast, der noch nichts bemerkt hat und weiterredet, den Moderator, der fragt: „Was machen wir jetzt?“ „Gib mir einen Moment“, sagt die Schaltmeisterin und stellt die Verbindung erneut her. Nach wenigen Augenblicken können sich der Moderator und sein Studiogast weiter unterhalten. „Zum Glück nur eine Aufzeichnung“, sagt Brummund.

Auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben – diese Fähigkeit ist wichtig im Schaltraum. Außerdem müsse man klare und kurze Ansagen machen können, sagt Brummund. Manchmal sage sie zu ihren Kolleg*innen: „So lange ich mit euch spreche, kann ich mich nicht um das Problem kümmern.“ Eigentlich sei sie gar nicht der Typ dafür. Aber im Laufe ihres Berufslebens habe sie sich diese Eigenschaft antrainiert.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

KI darf keine KI-Texte nutzen

Die Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI im eigenen Metier wird Journalist*innen noch lange weiter beschäftigen. Bei der jüngsten ver.di-KI-Online-Veranstaltung ging es um den Anspruch an Gute Arbeit und Qualität. ver.di hat zum Einsatz von KI Positionen und ethische Leitlinien entwickelt. Bettina Hesse, Referentin für Medienpolitik, stellte das Papier vor, das die Bundesfachgruppe Medien, Journalismus und Film zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Journalismus erarbeitet hat.
mehr »

Unabhängige Medien in Gefahr

Beim ver.di-Medientag Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen diskutierten am 20. April rund 50 Teilnehmende im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig die aktuelle Entwicklungen in der Medienlandschaft, die Diversität in den Medien und Angriffe auf Medienschaffende. Das alles auch vor dem Hintergrund, dass bei den kommenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg die AfD laut Umfragen stark profitiert. 
mehr »

Wie prekär ist der Journalismus?

„Daten statt Anekdoten“, das war das Ziel des Forschungsprojekts „Prekarisierung im Journalismus“ an der LMU München, das nun nach fast fünf Jahren mit einem internationalen Symposium in München endete. Zu den Daten aus Europa hatte auch die dju in ver.di ihren Beitrag geleistet, als sie ihre Mitglieder um Teilnahme an der Online-Befragung bat und in M über die Ergebnisse berichtete.
mehr »