Das größte Ansehen auf dem Printsektor genießen hierzulande die wenigen großen überregionalen Tageszeitungen wie Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung. Für die Herstellung von kommunaler Öffentlichkeit dagegen sind andere Blätter wichtiger, Hunderte von Lokal- und Regionalzeitungen.
Gerade im Zeitalter der Globalisierung wächst das Bedürfnis nach lokaler Identität, mithin das Interesse an solider Information über den Nahbereich. Das haben mittlerweile auch viele Verlage und Chefredaktionen erkannt, ohne dass dieser Erkenntnis Taten folgten. Noch immer ist das Lokalressort häufig schlechter ausgestattet als Politik, Sport oder Wirtschaft. Dieses Missverhältnis meinen offenbar die beiden Herausgeber des unlängst erschienen Sammelbandes zu „Problemen und Perspektiven des Lokaljournalismus”, wenn sie im Titel vom „verkannten Ressort” sprechen. Die Geringschätzung hat mancherorts zum Entstehen „hyperlokaler” Konkurrenz in Form von Blogs geführt, die freilich nur in wenigen Ausnahmen ihren Betreibern ein wirtschaftliches Auskommen sichern.
Hervorgegangen ist der Band aus dem von der Landesregierung geförderten Projekt „Initiative Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen” (INLOK) an der Uni Dortmund. Im Rahmen des Projekts wurden Lokaljournalist(inn)en zu Weiterbildungskursen an die Hochschule und in verschiedene Medienhäuser eingeladen. Die Erfahrungen aus dieser Fortbildung flossen in das Buch mit ein.
Der Band thematisiert die Strukturen, Entwicklungen und aktuellen Probleme des Lokaljournalismus. Unter anderem geht es um Strategien gegen Leserschwund und sinkende Qualität, um investigative Recherche im Lokalen sowie die Entwicklungschancen verschiedener Sparten des Lokaljournalismus. Auch die potentielle Bedeutung von Migranten als Publikum, Werbekunden oder Journalisten für den Lokaljournalismus wird unter die Lupe genommen.
Ein nützlicher Band nicht nur für den (lokal)journalistischen Nachwuchs, sondern auch für gestandene Blattmacher und Kommunalpolitiker.