Die Junge Presse Berlin wird 70

Klare Ansage bei den Jugendmedientagen 2016 in Dresden Foto: Jan-Timo Schaube

Gegründet 1947 als „Ring Berliner Schülerzeitungsredakteure“

„Wir verstehen uns als Gewerkschaft junger Medienmacher“, formuliert die Junge Presse (JP) Berlin auf ihrer Website. Jetzt feierte sie ihr 70jähriges Bestehen. Gemeinsam wolle man gegen Ungerechtigkeiten wie unbezahlte Praktika, prekäre Arbeitsbedingungen von Nachwuchsjournalist_innen und gegen Zensur ankämpfen. „Gegenseitige Unterstützung statt Ellenbogen“, lautet das Ziel.

Erste Anfänge einer Schülerzeitungskooperation gab es bereits 1946 in Hessen. Drei Jahre später wurde eine „Arbeitsgemeinschaft Hessischer Schülerzeitungen“ gebildet. Doch bereits 1947 gründete sich die „Junge Presse Berlin“ im Westen der Stadt als „Ring Berliner Schülerzeitungsredakteure“. Sie ist damit der älteste Verband in der heutigen „Jugendpresse Deutschland“.

Die „Jugendpresse Deutschland – Bundesverband Junger Medienmacher“ hat heute rund 15.000 Mitglieder in 16 Landesverbänden, die im Schnitt zwischen 14 und 27 Jahre alt sind. Doch so übersichtlich ist das Bild erst seit 2003/04. Denn in der 1967 aus den Landesverbänden zusammengeschlossenen „Deutschen Jugendpresse“ (DJP) gab es politische Richtungskämpfe. Die DJP verstand sich als politisch eher links. Im Februar 1987 entstand deshalb unter dem Einfluss konservativ ausgerichteter junger Medienmacher_innen der „Bundesverband Jugendpresse“ (BVJ). In den 1980er Jahren hatte sich auch ein „Verband Junger Journalisten Deutschlands“ gebildet, schließlich wurde 1990 in Dresden noch der vierte Verband mit bundesweitem Anspruch gegründet: die „Jungen Medien Deutschland“.

Manche der Landesverbände waren entweder Mitglied in gleich mehreren Bundesverbänden oder die Landesverbände spalteten sich, Doppelstrukturen entstanden. Im Jahr 2000 näherten sich die verschiedenen Lager wieder an und organisierten einen gemeinsamen Jugendpresseausweis.

Und dann nahm die Kooperation schnell Fahrt auf. 2002 einigte man sich auf die bis heute existierende Publikation „Politik Orange“, die zu allen großen Ereignissen und Themen der Jugendpresse erscheint. Die Fusion der beiden Jugendpresseverbände wurde im April 2003 in den Nordischen Botschaften gefeiert. Die Vorsitzenden der beiden Vereine, Björn Richter und Maximilian Kall, beide auch in der Jungen dju engagiert, führten die Verbände schneller zusammen als von vielen erwartet. Seitdem der Jugendpresseausweis nach der Fusion ein eigenes Aussehen entwickelt hat und nicht mehr wie eine Kopie des Bundespresseausweises aussieht, genießt er auch die Unterstützung der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV).

Doppelstrukturen wie in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein wurden aufgelöst. Ereignisse wie die jährlichen Jugendmedientage, die bis heute existieren, und die besonders beliebte, aber derzeit nicht realisierbare „Youth Media Convention“ auf der Fähre von Kiel nach Oslo und zurück, wurden für alle geöffnet. Der Schülerzeitungswettbewerb mit den Bundesländern ist heute ebenso feste Größe des Gesamtverbands wie die Aktivitäten im Bundestag, in Brüssel, aber auch in Schulen sowie die eigenen Camps, Seminare und regionalen Publikationen. Zu einer beliebten Reihe für Berufsinteressierte und –einsteiger_innen hat sich das „Fuß-fassen-Konzept“ von Jugendpresse und dju in ver.di entwickelt.

2004 wurde in Berlin zudem die European Youth Press gegründet, erste Präsidentin war Katrin Hünemörder, auch sie war in der Jungen dju engagiert. Die European Youth Press vertritt europaweit rund 60.000 junge Journalistinnen und Journalisten zwischen 20 und 30 Jahren.

Wer sich in Berlin einen Überblick aus 65 Jahren Schülerzeitungsgeschichte verschaffen will, dem steht übrigens das Archiv der Jungen Presse Berlin, Scharnhorststraße 28/29 im Jugendbüro Mitte, zur Verfügung: Rund 1000 Schülerzeitungen aus den vergangenen Jahrzehnten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie berichten über Katastrophen?

Medien müssen immer häufiger über Krisen unterschiedlicher Art berichten. Für die gesellschaftliche Resilienz ist es wichtig, dass dies empathisch, sachgerecht und konstruktiv geschieht. Die Studie "Berichten über Leid und Katastrophen" der Otto-Brenner-Stiftung gibt Anregungen, wie das gelingen kann. Die Ahrtalflut 2021 ist hierfür ein Lehrstück.  
mehr »

DGB Bayern will einen starken ÖRR

Der DGB Bayern und seine Mitgliedsgewerkschaften haben im Rahmen eines Austauschs mit der Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, die Bedeutung eines starken öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) in Bayern betont. Angesichts wachsender Kritik an den Strukturen und der Berichterstattung des ÖRR erkennt der DGB Bayern die Notwendigkeit umfassender Reformen, warnt aber vor Kürzungen beim Rundfunkbeitrag.
mehr »

Sorge um Pressefreiheit in Osteuropa

„Journalistinnen und Journalisten stehen In vielen Ländern Osteuropas unter enormem Druck von Regierungen. Von Pressefreiheit kann angesichts von Repressalien wie Klagen, Bedrohungen und Inhaftierungen keine Rede mehr sein. Dabei machen die Journalist*innen einfach nur eins – ihre Arbeit“, betont Tina Groll, Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, anlässlich der Verleihung der Free Media Awards 2024 für Medienschaffende in Osteuropa heute norwegischen Nobel-Institut in Oslo.
mehr »

Brandenburg bleibt ausreichend informiert

Am 22. September wählen die Bürger*innen Brandenburgs für fünf Jahre den neuen Landtag. Rund 2,1 Millionen Wahlberechtigte sind zwischen der Uckermark im Norden und der Lausitz im Süden zur Wahl aufgerufen. Regionale politische Information beziehen die Bürger*innen aus einem schrumpfenden Zeitungsangebot, der öffentlich-rechtlichen Zweiländeranstalt Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sowie einem guten Dutzend kleiner privater TV-Sender.
mehr »