EJF fordert: Mensch vor Maschine

KI Kopf

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Der europäische „AI Act“ zur Regulierung künstlicher Intelligenz wird von den Institutionen der EU derzeit finalisiert. Das Gesetz solle den Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht das technisch Mögliche, fordern die Europäische Journalist*innenföderation (EJF) und 11 weitere Organisationen von Medien- und Kulturschaffenden in einem Brief an Europaparlament, Europäischen Rat und Europäische Kommission. Zuvor hatte die EJF ihre Position zum Thema KI bei einem Arbeitstreffen in Wien ausgearbeitet.

„Dieser Ansatz soll das Recht auf Nutzungskontrolle künstlerischer Werke während des maschinellen Lernprozesses anerkennen, sichern und durchsetzen. Um sicherzustellen, dass menschliche Kunst und Kreativität geschützt wird, muss der menschenzentrierte Ansatz auf den Grundsätzen der informierten Einwilligung, der Transparenz, der fairen Vergütung und der Vertragspraktiken beruhen,“ heißt es im Positionspapier.

Gesetzesentwurf bis Ende des Jahres

Parlament, Rat und Kommission beginnen derzeit die „Trilog-Phase“ zum europäischen KI-Gesetz, in der sie ihre Positionen untereinander abstimmen und den finalen Gesetzestext verhandeln. Bis Jahresende soll der Gesetzentwurf vorliegen.

AREG-Sprecher Mogens Bjerregaard Blicher mahnte eine bessere Vernetzung mit anderen Urheberverbänden an. Foto: Lars Hansen

Zu dem Treffen der europäischen Gewerkschafter*innen in Wien waren die fünf Facharbeitsgruppen – Arbeitnehmer*innenrechte, Freiberufler*innenrechte, Urheber*innenrecht, Rundfunkjournalist*innen sowie eine Gruppe zu Gender- und Diversitätsfragen — der EJF zusammengekommen, um sich zu informieren und einen gemeinsamen Standpunkt zu erarbeiten.

Dieses Sitzungsformat war eine Premiere, denn bislang haben die „Expert Groups“ nahezu ausnahmslos für sich gearbeitet und dem „Steering Committee“, dem geschäftsführenden Vorstand der EJF berichtet. Weil diese Arbeitsphase als überaus produktiv empfunden wurde, soll es in Zukunft zu entsprechenden Anlässen weitere solche Sitzungen geben.

Unterzeichner*innen

Den Brief an EU-Parlament und Kommission sowie den Europäischen Rat haben außerdem unterschrieben: Die Journalist*innenföderation (IJF), die Literaturübersetzer*innenvereinigung (CEATL), der Komponist*innenverband (ECSA), die Europäische Gilde zur Regulierung Künstlicher Intelligenz (EGAIR) , der Europäische Schriftsteller*innenrat (EWC), die Filmregisseur*innenvereinigung (FERA) , der Schauspieler*innenverband (FIA), die Musiker*innenvereinigung (FIM), der Europäische Verband der Drehbuchautor*innen  (FSE), die Internationale Künstler*innenorganisation (IAO), der Rundfunk- und Filmgewerkschaftsverband (UNI-MEI) und die Synchronsprecher*innengilde (UVA).

Die „Gender and Diversity Expert Group“ „GENDEG“ wies darauf hin, dass generative KI dazu neige, die in ihrem Quellmaterial vorhandene Vorurteile und Stereotypen nicht nur zu reproduzieren, sondern sogar zu verstärken. Für Frauenrechte sowie die ethnische und soziale Diversität in der Berichterstattung sei dies ein großes Problem.

„Wir müsen uns zusammenschließen.“

Die Authors Rights Expert Group „AREG“ brachte vor, dass ein Gesetz die Anbieter*innen generativer KI zwingen müsse offenzulegen, welche Texte sie zur Schulung ihrer Programme verwenden und die Urheber*innen dafür auch zu vergüten. „Wir müssen uns in dieser Hinsicht mit anderen Kreativen zusammenschließen und uns Beispiel an ihnen nehmen“, sagte AREG-Sprecher Mogens Bjerregaard Blicher. Zusätzlich zum Input aus den Expert Groups rundeten Vorträge von externen Expert*innen das Bild ab. Deniz Wagner von der OSZE warnte davor, eine strikte Verweigerungshaltung gegenüber dem Einsatz von KI einzunehmen. „Aufzuhalten ist die Nutzung von KI nicht mehr. Was mit der KI-Gesetzgebung der EU derzeit passiert, ist eine einmalige Chance, die Rahmenbedingungen für Entwicklung und den Einsatz einer neuen Technologie mitzugestalten“, sagte sie. „Diese Chance würde man sich vergeben, wenn man KI einfach nur ablehnt.“

Florian Matscheko vom Österreichischen Rundfunk (ORF) machte klar, dass man KI nicht so viel zutrauen dürfe, wie ihre Hersteller versprechen. „Wir nutzen KI beim ORF in mehrerlei Hinsicht“, sagte er. „Beispielsweise, um bei Wahlen große Datenmengen schnell übersichtlich darstellen zu können oder um aus Sprachen zu übersetzen, für die wir gerade keinen Übersetzer haben. Dennoch muss alles, was die KI tut von echten Journalisten überprüft und redigiert werden, sonst genügt sie unseren Ansprüchen nicht. Einerseits wäre die Fehlerquote zu hoch und anderseits müssen wir als Menschen noch die Fähigkeit bewahren diese Arbeit auch ohne KI zu erledigen. Geben wir diese Kompetenz ab, sind wir erledigt! Wir vermeiden es deshalb auch strikt, unsere KI zu vermenschlichen, indem wir dem Programm einen menschlichen Namen geben. Es benennt ja auch niemand seinen Schraubenzieher.“

Texte und Bilder in eigener Hand

Was beim ORF im Übrigen auch ein No-Go sei, wäre, die — von externen Firmen bereitgestellte — KI mit Material des Senders zu füttern. Ähnlich restriktiv, so hatten es die Teilnehmer schon am Vortag erfahren, geht auch die Österreichische Presseagentur APA mit ihren Texten und Bildern um.


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