Fair Radio

Wer das Radio einschaltet, glaubt Authentisches zu hören. Mitunter klafft jedoch eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Oft wird etwas vorgegaukelt!
Die Fair Radio Initiative sammelt Beispiele, über die M in dieser Rubrik berichtet.

Aus angeblichen Kosten-, Personal- und Technik- und was weiß ich noch was für Gründen gehen immer mehr Sender dazu über die angeblichen „Live“- Nachrichten vorher aufzuzeichnen. Hauptsache Nachrichten, aber niemand erfährt, ob diese nun wirklich live sind und wenn nicht, wann sie aufgezeichnet wurden.
Auffällig wurde das zuletzt, als viele Radio-Sender den Tod von Robert Enke aktuell meldeten, in den regulären Nachrichten oder als aktuelle Meldung mitten im laufenden Programm. Einige Sender wollten das absolut nicht tun und verkündeten so in ihren „aktuellen“ Nachrichtenmeldungen alles, nur eben nicht den Tod von Enke.
Warum? Die eingehenden Nachrichten waren offensichtlich voraufgezeichnet und offensichtlich war im Sender niemand mehr vorgesehen, der diese aktuell upgedatet und überarbeitet hätte: Einige Kolleginnen und Kollegen meinen mittlerweile, „das sei doch normal“, aber ist es deswegen richtig? Richtig in einem Radio, das aktuell sein will, das immer noch als schnelles Medium bekannt und beliebt ist, das man einschaltet , um gerade zur vollen, halben und zur viertel Stunde oder auch zwischendurch aktuell informiert zu werden?
Die TV-Kollegen machen es oft vor, wie es auch im Radio heißen müsste? Zum Beispiel: Wir haben diese Nachrichtensendung um 17.30 Uhr aufgezeichnet. Dann wüssten Hörer wie Macher, woran sie sind, wie sie die Nachrichten einzuschätzen hätten.
Ehrlichkeit ist eine journalistische Tugend. Wenn Radiomacher nicht ehrlich sind, wie sollen wir es dann von anderen verlangen? Ich vermute, dass viele Radiosender ein „Voraufzeichnungsgeständnis“ als peinlich einstufen, da es eben bei der Mehrzahl der deutschen Radiosender nicht normal ist, weil aktuelle Information – egal in welchen Sendelängen – immer noch ein bisschen als besondere Radioqualität angesehen wird.
So werden die Hörer eben belogen. Denn nichts anderes ist es, wenn man dem Hörer etwas vorgaukelt, was eigentlich nicht stimmt. Diese Feststellung gilt leider immer mehr nicht nur für die Nachrichten, sondern für viele Mainstream-Aktionen im deutschen Radio.
Wir werden sie auch weiterhin offen ansprechen und uns nicht verstellen!

 Seiwert-Fauti 

Weitere aktuelle Beiträge

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »

Beim Tatort selbst ermitteln

Ein Zocker sei er nicht. So sagte es Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks (SWR), als er im August vorigen Jahres auf der Gamescom in Köln zu Gast war. Am ARD-Stand hat sich der damalige Vorsitzende des Senderverbunds dennoch zum Zocken eingefunden, zu sehen auch im Stream auf der Gaming-Plattform Twitch. Erstmals hatte die ARD einen eigenen Auftritt auf der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele – ein deutliches Signal, dass die ARD auch auf Games setzt. Und das hat maßgeblich mit dem SWR zu tun.
mehr »

Europäische Serien werden erfolgreicher

Das Festival Series Mania bietet alljährlich einen internationalen Überblick der kommenden TV-Serienhighlights, wenn rund 5000 Branchenprofis aus 75 Ländern zusammenkommen. Auch in diesem Jahr feierten zahlreiche Produktionen mit ungewöhnliche Themen Premiere. US-Amerikanische Serien waren diesmal kaum vertreten. Das hat politische Gründe.
mehr »