Günter-Wallraff-Preis für Julian Assange

Foto: Christian von Polentz

Der investigative Journalist und Wikileaks-Gründer Julian Assange ist mit dem Günter-Wallraff-Preis 2022 ausgezeichnet worden. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis würdigt im Namen von Deutschlands bekanntestem Investigativjournalisten kritischen Journalismus und Zivilcourage. Er wurde im Rahmen des 6. Kölner Forums für Journalismuskritik verliehen. Die Menschenrechtsaktivistin und Juristin Stella Moris nahm die Auszeichnung stellvertretend für ihren Ehemann Julian Assange vor Ort entgegen.

„Mit der Enthüllung von geheimem Bild- und Textmaterial zu möglichen Kriegsverbrechen der USA hat Julian Assange einen bedeutenden investigativen Beitrag zur Nachrichtenaufklärung geleistet.  Bei seiner Arbeit mit der Internetplattform Wikileaks hat Assange stets immense Repressalien zugunsten der Berichterstattung in Kauf genommen. Die unerbittliche Verfolgung des Investigativjournalisten Assange durch die USA mit der nun drohenden Auslieferung stellt eine Gefahr für die freie Berichterstattung im Allgemeinen dar.“, lautet die Begründung der Jury.

Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birgit Wentzien betonte in ihrer Laudatio: „Missstände öffentlich zu machen, ist eine Kernaufgabe des Journalismus. Genau das hat Julian Assange getan. Er hat Geheimdokumente veröffentlicht, die ihm von seinen Quellen zugespielt wurden. Aber er hat diese Dokumente nicht selbst gesammelt oder gestohlen. Sollte Julian Assange dafür verurteilt werden, wäre das ein weltweiter Präzedenzfall und ein Zeichen der Abschreckung für Reporterinnen und Reporter auf der ganzen Welt. ‚Julian Assange betrifft uns alle‘“, so Birgit Wentzien.

Stella Assange sagte in ihrer Rede, diese Auszeichnung könne zu keinem kritischeren Zeitpunkt kommen, sagte sie in ihrer Rede: „Das Verfahren gegen Julian ist politisch und die öffentliche Aufmerksamkeit hat den entscheidenden Einfluss darauf, wie es ausgehen wird. Durch die Verfolgung soll Julian zum Schweigen gebracht werden, um aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden – und mit ihm all die Tode der zehntausenden Zivilisten im Irak und Afghanistan, die er offengelegt hat.“

Die Verleihung bildete den Abschluss des 6. Kölner Forum für Journalismuskritik, das am 19. Mai im Funkhaus von Deutschlandradio stattfand. Der Medienkongress befasste sich dieses Jahr mit den Themen „Berichten in Zeiten des Krieges“ und „Aktivismus in den Medien“. Das Forum wird von der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion und der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) veranstaltet, Mitveranstalterin in diesem Jahr war die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.


Die dju in ver.di engagiert sich für die Freilassung von Julian Assange:

dju: Auslieferung von Assange ablehnen

Der Fall Assange betrifft uns alle

 

 

 

.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »