Neuer BundesFilmverband – eine Initiative der Film- und Fernsehschaffenden
In ver.di gibt es seit wenigen Wochen einen BundesFilmverband. Gegründet wurde er auf Initiative der Beschäftigten der Film- und Fernsehproduktionswirtschaft, die in ver.di organisiert sind. Am Rande der Berlinale 2006 hat sich ein Vorstand konstituiert, dem auch Olla Höf, freie Filmeditorin, angehört.
M | Warum muss es eine spezifische Interessenvertretung für Film- und Fernsehschaffende in ver.di geben?
OLLA HÖF | Es gibt mehrere Gründe, die Aktivitäten der Filmbeschäftigten zusammenzuführen, nach außen und wie nach innen in ver.di. Der BundesFilmverband ist ja eigentlich die logische Konsequenz aus der Arbeit von connexx-av, der Interessenvertretung für Medienschaffende im privaten Rundfunk, Film, AV-Produktion und Neue Medien in ver.di. Connexx hat die Gewerkschaft auch bei den Filmleuten bekannt und akzeptiert gemacht. Wir haben eine wachsende Mitgliederzahl und jetzt kommt es darauf an, die Vertretung zu stabilisieren, ein besseres Netzwerk aufzubauen und zu zeigen, wir sind da.
Und nach innen: Es ist ja klar, je größer die Organisation, umso weniger Platz hat darin die Vertretung kleinerer Gruppen. Und die dauernden Organisationsreformen innerhalb von ver.di, geschehen offensichtlich nach dem Prinzip, wie viel Geld ist da, und nicht danach, was wäre für die Vertretung wünschenswert. Und wenn freiwerdende Sekretärsstellen überhaupt wieder besetzt werden, dann, so fürchten wir, nicht nach der Erfahrung und besonderen Qualifikation, sondern danach, wer gerade innerhalb der Organisation da ist. Die vielen Wechsel in Organisationsform und Besetzung habe uns ganz schön gebeutelt. Es geht also auch darum, uns sinnvoller und besser zu positionieren in den zukünftigen Organisationsstrukturen.
Die Interessenvertretung der Film- und Fernsehschaffenden war bisher auf die Filmverbände in Nord, Süd und Berlin-Brandenburg konzentriert. Und jetzt kommt endlich noch für NRW und Rhein-Main ein Filmverband West hinzu. Um die bundesweiten Aufgaben zu koordinieren, gab es bisher die regelmäßigen Treffen der Filmverbandsvorstände. Diese Koordination und die Gesamtvertretung nach außen übernimmt jetzt der BundesFilmverband, in dessen Vorstand alle vier Filmverbände vertreten sind.
M | Welche Ziele verfolgt der BFV, was hat er sich für Aufgaben gestellt?
HÖF | Die Produktionsfirmen und die großen „Dienstleister“ (Kopierwerke, Lichtverleiher usw.) um die Produktion herum, sind bundesweit aktiv. Wir Filmschaffenden ebenfalls. Deshalb muß auch die Gewerkschaft hier stärker bundesweit agieren. Die Tarifverträge für die technischen Betriebe wie die für Film- und Fernsehschaffende werden ebenfalls bundesweit abgeschlossen. Und häufig sind die lokalen Sekretäre und Rechtsberater mit unseren komplizierten Arbeitsverhältnissen zwischen frei, auf Produktionsdauer- und / oder unständig beschäftigt auch überfordert. Da ist es wichtig, dass es für alle klar erkennbar einen Verband gibt, der Zuständigkeiten im Filmbereich bündeln und zusammen mit den Gewerkschaftssekretären und der Freienvertretung bei ver.di Erfahrungen besser weitergeben kann, z.B. für die Lobbyarbeit zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Filmwirtschaft und der sozialen Sicherung der Filmschaffenden. Hauptaufgabe ist natürlich weiterhin die Umsetzung der Tarifverträge.
Und wir planen ein Beratungstelefon für Filmleute ähnlich mediafon mit Beratern aus dem Kreis der Filmschaffenden, ein Internetauftritt des BundesFilmverbandes und ein regelmäßiger Newsletter. Filmpolitische Aktivitäten sollen besser unter uns abgestimmt werden, so bei Förderungen, Preisen, Konferenzen. Außerdem wollen wir uns mehr in der beruflichen Aus- und Fortbildung engagieren. Weitere Vorschläge werden gerne angenommen.
M | Die Zusammenarbeit von ver.di mit berufsständisch organisierten Verbänden der Film- und Fernsehbranche hat gerade in jüngster Zeit wieder einige Blessuren davon getragen. Kooperationen wurden sogar aufgekündigt. Wie sieht das der neue Verband?