Lauter werden durch vernetzen

Das Tonnengewölbe des Leipziger Studentenkellers Moritzbastei war am 18. Februar gut gefüllt. Mehr als 100 Selbständige waren der Einladung von ver.di zum Thema: „Ständig selbst? Arbeiten ohne Netz und doppelten Boden“ gefolgt.

Live-Musik von „red 5“ und eine satirische Performance des „Autorensyndikats Leipzig“ über das selbst ständig, ständig selbst … sein bis hin zur Beschreibung des verantwortungsvollen Minijobs eines „Hubfrosch-Prüfers“ gaben dem Abend die kulturelle Würze. In einer durch den freien Journalisten Jörg Aberger moderierten Gesprächsrunde mit der Musikschullehrerin Ursula Nawroth, dem selbstständigen Medienarbeiter Thomas Köhler, der Gründerin einer Agentur für Besucherforschung Kathi Bromberger und der Kulturbeauftragten von ver.di Regine Möbius wurden vor allem Erfahrungen mit dem Start in die Selbständigkeit vermittelt. Um zu verdeutlichen wie schwer es ist, erfolgreich frei tätig zu sein, räumte Regine Möbius mit dem Vorurteil der leichten Schriftstellerei auf. Im Gegenteil das sei harte Arbeit, die in der Regel nur zu zehn Prozent aus Talent und zu 90 Prozent aus Fleiß und Kontinuität bestehe, so die Schriftstellerin. Es gelte zu überlegen, „wie man mal lauter werden kann“, um auch auf die Situation der etwa 150 Leipziger Musiklehrer, Tanzpädagogen und anderen nebenberuflich künstlerisch Tätigen aufmerksam zu machen, die sich mit mageren Honoraren und geringer Beschäftigung nur mühsam über Wasser halten können, sagte Ursula Nawroth. Vernetzung hieß demzufolge das „Zauberwort“, das in den folgenden Gesprächen bis in den späten Abend immer wieder auftauchte. – Ein gelungener „AUFtakt“ also für die Selbständigenarbeit in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, initiiert durch die Bundeskommission Selbständige und organisiert vor allem durch Gundula Lasch, selbst Freie und Mitglied des Bundesvorstandes der Deutschen Journalisteninnen- und Journalisten-Union in ver.di. Das nächste Treffen haben die ver.di-Leute deshalb schon im Visier.

Weitere aktuelle Beiträge

Hartes Brot: Freie im Journalismus

Freie Journalist*innen oder Redakteur*innen haben es häufig nicht leicht: Sie werden oft schlecht bezahlt, nicht auf Augenhöhe behandelt, Mails und Anrufe werden zuweilen ignoriert, sie warten auf Rückmeldungen zu Themenangeboten, Redaktionen sind in manchen Fällen für sie nicht zu erreichen. So geht es vielen Freien, egal, welches Medium.
mehr »

Smart-Genossenschaft für Selbstständige

Smart klingt nicht nur schlau, sondern ist es auch. Die solidarökonomische Genossenschaft mit Sitz in Berlin hat seit ihrer Gründung im Jahr 2015 vielen selbstständig Tätigen eine bessere und stärkere soziale Absicherung verschafft – genau der Bereich, der bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit, die das selbstständige Arbeiten mit sich bringt, viel zu oft hinten runterfällt.
mehr »

Filmfrauen ermächtigen sich

Das Internationale Frauenfilmfest (IFFF), jährlich abwechselnd in Dortmund und in Köln stattfindend, wirkt empowernd: Nach außen auf ein cineastisches Publikum, nach innen in die Branche hinein. Filmemacherinnen, Regisseurinnen, Bildgestalterinnen, Festivalkuratorinnen diskutierten miteinander über die Qualität feministischen, queeren und kulturell diversen internationalen Filmschaffens von Frauen. Wie unterm Brennglas fokussierte das Festivalteam Anfang April, unter Leitung von Maxa Zoller, aus Frauenperspektive aktuelles politisches Weltgeschehen und daraus resultierende gesellschaftliche Missstände.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »