Die begehrten Goldenen und Silbernen Tauben sowie viele weitere Preise beim Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm DOK sind vergeben. Der ver.di-Preis ging im deutschen Wettbewerb an den Film „Wildes Herz“ von Charly Hübner und Sebastian Schultz.
Auch die 60. Ausgabe des ältesten Dokumentarfilmfestivals der Welt wurde vom Publikum begeistert besucht: Rund 45.000 Zuschauer_innen und Fachleute kamen in die DOK-Kinos und zu den Veranstaltungen des umfangreichen Rahmenprogramms für die Branche.
Im Erstlingswerk „Wildes Herz“ des unter anderem als kantiger Rostocker Polizeiruf-Ermittler bekannten Schauspielers Hübner geht es um die erfolgreiche norddeutsche Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ und deren Engagement gegen Rechts. Im Mittelpunkt steht der charismatische, schwergewichtige Jan „Monchi“ Gorkow. Er ist der Frontmann der jungen Punk-Combo, die vom Verfassungsschutz beobachtet und als „gefährlichste Band Mecklenburg-Vorpommerns“ gehandelt wird. Doch darum geht es Neu-Filmemacher Hübner und seinem Partner Schultz nicht in erster Linie. Der Film zeigt, wie Monchi und seine Musikerkollegen ihre Wut in Musik kanalisieren und sich politisch positionieren: Nazis sollen sich nicht auf ihren Konzerten wohl fühlen – diese Botschaft schreien sie auf ihren Konzerten immer wieder in die tobende Menge.
Die ver.di-Jury mit Alexandra Hertwig, Jürgen Kautz, Martin Klindtworth, Ute Krietenstein und Sophia Littkopf begründete die Verleihung des mit 2.500 Euro dotierten „ver.di-Preises für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness“ an „Wildes Herz“ so: „Was braucht es in der heutigen Zeit am dringendsten? Es braucht Courage, Energie und wilde Herzen! Diese schlagen vielleicht in einem unterschiedlichen Rhythmus. Manchmal beginnen sie als Hooligans, bekämpfen alles, was auch nur nach Vorschrift riecht. Wenn solche wilden Herzen jedoch lernen, gegen Rassismus, Neofaschismus und politische Verdummung Haltung zu zeigen, dann können sie wirklich Arschtritte verteilen.“
Der Film heimste auch noch den DEFA-Förderpreis, den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts und den „Gedanken-Aufschluss-Preis“ der Strafgefangenen-Jury der JSA Regis-Breitingen ein. Hübner konnte den Preisregen nicht miterleben, weil er derzeit am Hamburger Theater probt. Sebastian Schultz sagte bei der vierten Ehrung: „Ich bin überwältigt – und weiß gar nicht mehr, was ich noch sagen soll.“
Am letzten Festivaltag wurde der ver.di-Preisträgerfilm in einem speziellen Screening noch einmal in Leipzig gezeigt; im April 2018 kommt er in die Kinos. Trailer von „Wildes Herz“
M berichtete: DOK Leizpzig wird 60