[M] kennzeichnet Manipulationen

Eine Kennzeichnungspflicht für Bildmanipulationen soll den Wert dokumentarisch-publizistischer Fotos sichern. Darauf haben sich die wichtigsten Interessenverbände im Bereich der Fotografie und des Journalismus geeinigt und ein entsprechendes Memorandum verfaßt.

Hintergrund: Die zur Perfektion entwickelte elektronische Bildtechnik bietet wesentlich vereinfachte Möglichkeiten, Bildinhalte zu verändern. Diese Veränderungen können so angelegt werden, daß sie für den Betrachter nicht zu erkennen sind. Das stellt die dokumentarische Qualität vor allem der journalistischen Fotografie in Frage: Es kann dort zu Täuschungen und Irreführungen kommen, wo der Betrachter einer der Wirklichkeit entsprechende Abbildung erwartet.

Der Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF), Bundesverband der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA), Centralverband Deutscher Berufsphotographen (CV), Deutsche Journalisten-Verband (DJV), DOK-Verband, FreeLens – Verein der Fotojournalistinnen und Fotojournalisten und die IG Medien erwarten daher, daß jede Bildmanipulation seitens der Redaktionen oder Fotografen deutlich gekennzeichnet wird. Die Organisationen haben dazu gemeinsam das Zeichen [M] entwickelt, das – wie das Copyright-Zeichen © – weltweite Bedeutung und Erkennbarkeit für manipulierte Bilder erhalten soll. Mit führenden Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland wurden erste Gespräche aufgenommen, die bereits Erfolge zeitigen: Der „stern“ hat sich dazu bereit erklärt, ab sofort manipulierte Fotos mit dem Symbol [M] zu kennzeichnen und im Grundsatz stimmten auch „GEO“, „DER SPIEGEL“ und „DIE WOCHE“ zu.

Begrüßt wurde die Initiative ebenfalls durch die „Frankfurter Rundschau“ und „DIE ZEIT“.

Die beteiligten Organisationen appellieren an alle Zeitungen und Zeitschriften, dem Beispiel zu folgen, um die Glaubwürdigkeit journalistischer Fotos zu bewahren, im eigenen Interesse Mißbrauch und Verfälschungen bewußt entgegenzuwirken und ihren Lesern durch entsprechende Markierungen Klarheit zu verschaffen. Die Verbände weisen zudem darauf hin, daß Bildbearbeitungen und -umgestaltungen nach dem deutschen Urheberrecht ((section) 23) ohnehin nur mit der Einwilligung des Urhebers veröffentlicht oder verwertet werden dürfen.


 

Memorandum zur Kennzeichnungspflicht manipulierter Fotos

des Bundes Freischaffender Foto-Designer (BFF), Bundesverbandes der Pressebild-Agenturen und Bildarchive (BVPA), Centralverbandes Deutscher Berufsphotographen (CV), Deutschen Journalisten-Verbandes (DJK), DOK-Verbandes, FreeLens und der IG Medien.

Jedes dokumentarisch-publizistische Foto, das nach der Belichtung verändert wird, muß mit dem Zeichen [M] kenntlich gemacht werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Manipulation durch den Fotografen oder durch den Nutzer des Fotos erfolgt.

Eine Kennzeichnung muß stets erfolgen, wenn:Personen und/oder Gegenstände hinzugefügt und/oder entfernt werden,

verschiedene Bildelemente oder Bilder zu einem neuen Bild zusammen- gefügt werden,
maßstäbliche und farbliche, Inhaltsbezogene Veränderungen durchgeführt werden. Für die Kennzeichnung wird folgende Schreibweise empfohlen:

Foto [M]: Autor/ gegebenenfalls Agentur

Eine manipulierte Aufnahme ist von dem zu kennzeichnen, der die Manipulation vornimmt.

(Berlin, 15. Oktober 1997)

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Recherchen für die Demokratie

Die Uhr tickt – politisch und ökologisch. „Der Ton wird rauer, die Angriffe intensiver“, so NDR-Intendant Joachim Knuth im Begrüßungsgespräch mit Daniel Drepper, dem Vorsitzenden der Journalist*innenvereinigung Netzwerk Recherche (NR), die ihre Jahreskonferenz unter das Motto stellte: „Now is the time. Recherchen für die Demokratie“. Etwa 900 Teilnehmende trafen sich beim NDR Fernsehen in Hamburg zu Austausch und Debatte über die Rolle der Medien in Zeiten des politischen Rechtsrucks und der Klimakrise. 
mehr »

Filmschaffende kriegen künftig mehr

In der achten Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt. Doch nicht alle Verhandlungsthemen konnten geklärt werden. Die Frage nach der Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Film wurde verschoben.
mehr »

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »