Porträt: Spezialisiert auf Special-Effekts

Maskenbildnerinnen Nicola Pandel und Sarah Wirtz

Am Eingang der geräumigen Werkstatt laden rote Ledersofas zum Verweilen ein, in hohen Regalen weiter hinten stehen Büsten aus Gips, in Behältern liegen Nasen, Stirn- und Kinnteile aus Silikon. Das ist das Reich der Maskenbildnerinnen Nicola Pandel und Sarah Wirtz, die im Kölner Friesenviertel ihre Firma White Rabbit FX aufgebaut haben.

 

Foto: Anja Krüger
Foto: Anja Krüger

In einer Vitrine steht der Grimme-Preis, den Wirtz für ihre Arbeit bei der Comedy-Serie „Switch reloaded“ bekommen hat, in der Fernsehstars parodiert werden.
„Wir haben eine gemeinsame Firma gegründet, um nach außen unter einem Namen auftreten zu können und große Aufträge zu bekommen“, berichtet Sarah Wirtz. Seit 2008 modellieren sie und ihre Kollegin in der eigenen Werkstatt Körper- und Gesichtsteile. Dazu nehmen sie Abdrücke von den Schauspielern, gießen die Formen mit Gips aus und passen die Modelle daran an. Am Set montieren sie die Maske – was Stunden dauern kann.
Die Ansprüche der Regisseure und Produzenten sind hoch. Pandel und Wirtz haben die teure Ausbildung zur Maskenbildnerin an der Kölner Akademie „die maske“ absolviert, die aktuell 26.000 Euro kostet. „In unserem Fall hat sich die Investition gelohnt“, sagt Wirtz, die vor dem Besuch der Akademie ein Architekturstudium begonnen hatte. Nicola Pandel wusste schon als Teenager, dass sie Maskenbildnerin werden wollte. Doch die Eltern bestanden auf einer „ordentlichen Ausbildung“. Sie machte eine Lehre als Bürokauffrau. „Das kommt mir jetzt in der Selbstständigkeit zu Gute“, sagt die 42-Jährige.
Pandel und Wirtz haben sich auf Special Effekts spezialisiert. Sie arbeiten nicht nur mit Makeup-Effekten, sondern modellieren aufwendige Masken für Film- und Fernsehproduktionen. Anders als die Kolleginnen für reine Schminkarbeiten werden sie während der Filmproduktion nicht angestellt. Die beiden waren tätig für den „Tatort“, die Anke-Engelke-Comedy „Ladykracher“, den Kinofilm „Nicht mein Tag“, den RTL-Blockbuster „Hindenburg“ und Dutzende andere Produktionen. Das Filmgeschäft ist auch eine Saisonbranche. Im Sommer wird mehr gedreht als im Winter. Die Zeit von einem Projekt zum anderen zu überbrücken, ist nicht immer einfach. Auch dass Produktionsfirmen versuchen, die Preise zu drücken, ist ein Problem. „Aber für uns gibt es Grenzen, die wir nicht unterschreiten“, berichtet Pandel, die lange bei der ver.di FilmUnion aktiv war. Die beiden verzichten lieber auf Aufträge, als sich auf Preisdumping einzulassen. Eine Reihe von Produktionen sind tarifgebunden, etwa die von öffentlich-rechtlichen Sendern. Aber auch bei anderen Drehs sind die Tarifverträge für Film- und Fernsehschaffende ein guter Anhaltspunkt, sagt Pandel. „Das ist das Mindeste, was man verhandeln sollte.“
Den Schritt in die Selbstständigkeit haben sie bis heute nicht bereut. Im April hat Wirtz ihr erstes Kind bekommen. Deswegen pausiert die 32-Jährige gerade. „Ich kann frei entscheiden, wann und wie ich wieder zu arbeiten beginne“, sagt sie. Ihre Firma arbeitet eng mit einem Team von Special-Makeup-Artisten zusammen, so dass keine Engpässe entstehen. Auch Pandel genießt es, ihre eigene Chefin zu sein: „Ich kann mir gar nichts anders vorstellen.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »

Datensparsame Audio-Transkription

Interviews führen macht Spaß. Auf das Vergnügen folgte jedoch traditionell das mühsame manuelle Transkribieren des Gesprächs. Dank KI entfällt dieser Schritt. Das kostenlose Programm ersetzt das Abtippen von Interviews. NoScribe ist langsamer als kommerzielle Dienste, garantiert aber eine maximale Vertraulichkeit von Daten.
mehr »

Berichten über LSBTIQ-Themen

Wenn queere Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans und inter Menschen) Beiträge über sich in Zeitungen lesen oder im Fernsehen gucken, kommen sie manchmal aus dem Staunen nicht heraus. Egal ob Boulevard, Qualitätspresse oder Nachrichtenagenturen: Regelmäßig gibt es Schlagzeilen über das „Homosexuellen-Milieu“ und ungelenke Formulierungen wie „Homosexuelle und Lesben“ oder „bekennende Bisexuelle“ und „Menschen im falschen Körper“. Ein kollegialer Leitfaden zeigt, wie es besser geht.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »