Radio-Journalist Stefan Wlach
In steifem Sakko zu lässiger Jeans und T-Shirt steht er hinter dem Pult im Studio. Die Kopfhörer auf, das Mikrophon vor dem Gesicht, blickt er auf den Bildschirm, während seine Kollegin die Verkehrsinfos vermeldet. Das „On Air“-Signal erlischt, Musik erklingt. „Ich mache hier fast alles, außer komplette Sendungen zu moderieren“, sagt Stefan Wlach. Heute ist er als Redakteur der Früh-Sendung bei Radio Duisburg im Einsatz. Als freier Radio-Journalist ist er flexibel und in unterschiedlichen Aufgabenbereichen tätig.
Seit 2002 arbeitet der 50-Jährige beim Lokalsender. „Ich bin viel als Chef vom Dienst im Einsatz, plane Programminhalte, Musik und Werbung, nehme Beiträge von Reportern ab.“ Früher war er selbst viel unterwegs, um O-Töne einzufangen. Heute ist er nur noch ab und zu als Reporter tätig. „Im Winter oder bei schlechtem Wetter, bin ich auch sehr froh darum“, sagt er und schmunzelt. Neben seiner Arbeit für das Radio schreibt er eine Kolumne für ein Veranstaltungsmagazin und trägt ein kleines Literaturprogramm vor. „Die Freiheit zu haben, niemanden um Erlaubnis für solche weiteren Tätigkeiten bitten zu müssen und die Unabhängigkeit, meinem Chef sagen zu können, dass er mich in der kommenden Woche nicht einplanen soll, weil ich etwas anderes vorhabe, das gefällt mir an der Freiberuflichkeit.“
Stefan Wlach absolviert bereits während seines Studiums ein Praktikum beim ORF-Fernsehen in Wien. Später arbeitet er für einige Jahre als fest angestellter Redakteur bei einer Fernsehproduktions-Firma in Essen. „Und dann wollte ich Freiberufler werden, weil ich mir gute Chancen ausgerechnet habe und ein gutes Kundenpotenzial vorhanden war.“ Doch irgendwann brachen die Aufträge weg. Stefan Wlach geht als Freier Fernseh-Journalist zum WDR und arbeitet für die Sendung ‚Aktuelle Stunde’. „Aber das hat mir nicht gefallen.“ Ein Bekannter fragte, ob er nicht Lust habe, Radio zu machen. Der Hang zum Lokalen führt ihn schließlich zum Duisburger Privatsender.
Mit der Vielseitigkeit seiner Aufgaben hier, mit der ihm entgegen gebrachten Wertschätzung als kompetenter Kollege unter Kollegen und mit den zahlreichen weiteren Auftrags- und Tätigkeits-Möglichkeiten, die ihm seine Freiberuflichkeit bieten, ist der Duisburger zufrieden. „Ich habe die Selbstständigkeit nicht bereut“, sagt er. „Ich habe nie nach einer Festanstellung gegeiert. Wahrscheinlich fehlt mir da das Sicherheits-Gen.“ Keine Unsicherheiten? Stefan Wlach bleibt gelassen: „Bei Dingen, die man nicht beeinflussen kann, wie etwa Krankheit, die man als Freiberufler finanziell erst einmal überbrücken muss, kann man schon mal ins Grübeln kommen. Aber bisher hatte ich viel Glück. Und ich habe über die Jahre gelernt, eine gewisse Vernunft walten zu lassen und mir die Zeit zu geben, gesund zu werden.“
Er mache sich keine Sorgen, wie es weiter gehe. „Aber oft habe ich das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich gut klar komme als Freier“, sagt der Radiomann.