Presserat spricht sieben Rügen aus

Illustration: dieKleinert/Daniel Matzenbacher

Wegen Verstößen gegen ethische Standards hat der Deutsche Presserat auf seiner Junisitzung sieben Rügen ausgesprochen. Behandelt wurden insgesamt 88 Beschwerden, wovon 49 als begründet erachtet wurden. Das Gremium der freiwilligen Selbstkontrolle hat neben den Rügen elf Missbilligungen und 22 Hinweise ausgesprochen. Bei weiteren neun begründeten Beschwerden wurde auf eine Maßnahme verzichtet, weil die Redaktion ihre Berichterstattung bereits korrigiert hatte.

Gerügt wurde bild.de wegen einer Verletzung des Opferschutzes. Bei der Berichterstattung über einen Prozess wegen eines Dreifachmordes in Norddeutschland hatte die Redaktion die drei Opfer so abgebildet, dass sie zu identifizieren waren. Bei einer getöteten Person lag dabei keine Einwilligung der Angehörigen vor. Da die Identität von Opfern besonders schützenswert sei, wertete der Presserat den Vorgang als schweren Verstoß gegen den Pressekodex.

Bei tagesspiegel.de rügte das Gremium eine zu detaillierte Schilderung eines Suizids. Die Redaktion schilderte in dem Artikel detailliert den Suizidablauf und die Szenerie. Diese Beschreibung näherer Begleitumstände widerspreche der gebotenen Zurückhaltung gerade mit Blick auf mögliche Nachahmung.

Für einen schweren Verstoß gegen das Wahrhaftigkeitsgebot wurde „Echo der Frau“ gerügt. Das Magazin titelte: „KATE & WILLIAM – Baby Jubel! – JA! Es werden süße Zwillinge“. Im Text stellte sich jedoch heraus, dass sich die Schlagzeile lediglich auf die Wahrsagung einer „Hellseherin“ bezog. Damit sei die Leserschaft massiv in die Irre geführt worden.

Um Verstöße bei der Sorgfaltspflicht ging es bei der „Siegener Zeitung“ und bei der Online-Ausgabe von „Top Agrar“. Im ersten Fall drehte es vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges um falsche Dosierungsangaben bei Jodtabletten. Im zweiten Fall hatte die Redaktion ungeprüft Angaben aus der Pressemitteilung eines Verbandes übernommen. Die Behauptungen aus der Überschrift „80 Prozent der Verbraucher lehnen Ersatzprodukte für Fleisch und Milch ab“ deckten sich aber nicht mit dem Umfrageergebnis. Außerdem wurden „Hörzu“ und „Gong“ im Zusammenhang mit der Nennung bestimmter Medikamente in Gesundheitstipps gerügt. 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »